Die Ingelheimer lieben ihre Obstbäume. Doch in den vergangenen Jahrzehnten verringerte sich der Bestand zusehends. Deshalb startete der Obstbauer Markus Kirn das Projekt Ingelbaum: 300 Apfelbäume kehrten so zurück in die Region, eingepflanzt von ihren Baumpaten – darunter auch die Rheinhessische.

Rechts neben der Landstraße von Ingelheim in Richtung Bingen wachsen zahlreiche Apfelbäume. Sie gehören zu dem 5.000 Quadratmeter großen Ingelbaumfeld. Das Besondere daran: Jeder Baum hat einen eigenen Paten. Ins Leben gerufen hat das Projekt Markus Kirn aus Ingelheim.

Von der Erdbeere zum Apfel.

Der Obstbauer führt die Apfelbaumplantage gemeinsam mit seiner Frau Margarete Jost. Ursprünglich bestand ihr Hauptgeschäft aus dem Anbau einer ganz anderen Frucht: der Erdbeere. Mit dem Projekt Ingelbaum reagierten sie auf die vielen Anfragen der Ingelheimer: „Früher gab es in der Region zahlreiche Apfel- und Kirschbaumfelder. Heute bauen immer weniger Betriebe in Ingelheim Obst an. Die Menschen vermissten den Anblick blühender Obstbäume und die leckeren Früchte aus der Region“, erklärt Markus Kirn. „Diesen Wunsch nahmen wir zum Anlass, eine Möglichkeit zu schaffen, gemeinsam Apfelbäume zu pflanzen.“ Den Start machte vor drei Jahren eine Crowdfunding-Aktion. Für 75 Euro konnten Naturfreunde eine zweijährige Baum-Patenschaft abschließen. Momentan stehen 300 Apfelbäume auf dem Ingelbaumfeld – jeweils von der Größe eines Weihnachtsbaums. Die Nachfrage ist hoch, denn alle Paten dürfen selbst mit anpacken: Bäume pflanzen, pflegen und die Früchte ihres eigenen Baumes ernten. „Das können bei der aktuellen Größe der Bäume bis zu 20 Kilogramm Äpfel im Jahr sein“, sagt Markus Kirn. „Sind es weniger als zehn Kilo, stocken wir mit Früchten von anderen Bäumen auf.“ Mittels Newsletter und Videos werden die Paten regelmäßig darüber informiert, wie sich die Bäume entwickeln.

„Bei der aktuellen Größe der Bäume können die Paten bis zu 20 Kilogramm Äpfel im Jahr ernten.“
Markus Kirn

Trinkwasserbrunnen von der Rheinhessischen.

Damit die Äpfel genug Nährstoffe erhalten, pflegen und bewässern Markus Kirn und sein Team das Feld das ganze Jahr. „Als Teil einer Bauerngemeinschaft nutzen wir dafür zwei ausgemusterte Trinkwasserbrunnen der Rheinhessischen“, erzählt der Obstbauer – das Wasser selbst sowie den nötigen Strom bezieht die Anlage ebenfalls von dem regionalen Energieversorger. „Ohne regelmäßig Wasser zu bekommen, würden die jungen Bäume die trockenen Sommer nicht überleben.“ Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die Wahl der Apfelsorten: Mit Hilde, Rewena, Topaz und Reglindis hat sich Bauer Kirn für besonders resistente Sorten entschieden, die von einem Züchter aus Dresden-Pillnitz stammen. „Sie benötigen weniger Pflanzenschutz als andere Apfelsorten und sind von Natur aus robuster“, erklärt der 41-Jährige. Eine weitere Besonderheit ist der Geschmack: Die saftigen Äpfel zeichnen sich durch ihre feine Säurenote aus.

„Als Teil einer Bauerngemeinschaft nutzen wir zur Bewässerung zwei ausgemusterte Trinkwasserbrunnen der Rheinhessischen.“
Markus Kirn

Das Projekt kommt gut an.

Nicht nur in Ingelheim hat sich das Angebot des Obstbauern herumgesprochen: Schon längst kommen die Apfelliebhaber auch von außerhalb. „Sogar ein Paar aus Bonn hat hier eine Baumpatenschaft“, berichtet Markus Kirn. „Zur Ernte reisen sie immer nach Ingelheim und übernachten in einer Jugendherberge.“ Aber auch lokale Vereine, Gastronomen und Unternehmen wie die Rheinhessische engagieren sich als Baumpaten – viele davon sind so begeistert, dass sie ihre Patenschaft um weitere zwei Jahre verlängern. Über den Onlineshop können Interessierte ganz einfach eine Patenschaft buchen. Die Warteliste wächst aktuell mit der hohen Nachfrage mit, denn viele wollen einen eigenen Ingelbaum haben. Auch die Produktion der Patenschaftsschilder für die Bäume benötigt etwas Zeit. Anfangs noch von Hand gefertigt, übernimmt das heute ein spezieller Drucker, den Mitarbeiter Simon Orlob extra dafür entwickelte.

„In Zukunft sollen die Paten mitentscheiden, ob und wie häufig sie ihren Baum mit Pflanzenschutz behandeln.“
Markus Kirn

Saftige Zukunftspläne.

Mit dem Projekt möchte Obstbauer Markus Kirn nicht nur ein artenreiches Biotop schaffen und die regionale Versorgung sichern, sondern Interessierte auch über Natur- und Pflanzenschutz aufklären. Bei regelmäßig stattfindenden Workshops zeigt er den Paten, was bei der Pflege ihres Baumes zu beachten ist. „In Zukunft sollen sie mitentscheiden, ob und wie häufig sie ihren Baum mit Pflanzenschutz behandeln“, sagt Markus Kirn. Eine Partnerschaft mit einer Kelterei ist ebenfalls geplant, damit die Paten ihren eigenen Apfelsaft keltern können. Außerdem möchte Markus Kirn weitere Ingelbäume pflanzen – so erhalten künftig noch mehr Menschen aus der Region die Chance auf einen eigenen Apfelbaum. Aktuell sucht er noch nach dem passenden Platz dafür.

Kontakt
Wiesenobst GbR
Margarete Jost & Markus Kirn
In der Rheingewann 75
55218 Ingelheim
Telefon: 06132 4350909
Mobil: 0176 19997721
E-Mail: info@ingelbaum.de
https://ingelbaum.de

Bildnachweis: Wiesenobst GbR

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