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©Frank Melcher, trurnit GmbH
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Zu schade für die Tonne: ein Lebensmittelschrank gegen Verschwendung.

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Ob noch gut essbares Gemüse oder das leckere Brot von gestern – viele Lebensmittel landen im Müll. Mit kreativen Ideen versuchen immer mehr Menschen, Verschwendung zu vermeiden. Auch die Caritas Ingelheim geht mit gutem Beispiel voran.

Verschwendung stoppen.

Der durchaus noch appetitliche Salat, die überschüssige Tomate, der beinahe abgelaufene Joghurt? Weg damit! Rund elf Millionen Tonnen Lebensmittel pro Jahr landen in Deutschland nicht auf dem Teller, sondern im Abfalleimer – rund 60 Prozent davon in privaten Haushalten. Eine unglaubliche Verschwendung, der immer mehr Menschen nicht länger tatenlos zusehen wollen. Sie entwickeln spannende Konzepte, um unschöne oder überschüssige Lebensmittel vor dem Müll zu retten und sie an andere weiterzugeben. Auch in Ingelheim-Heidesheim gibt es ein wegweisendes Projekt. Mitglieder des Caritas-Ausschusses der Katholischen Pfarrgemeinde haben es sich ausgedacht.

Lebensmittelretterschrank: die Idee dahinter.

Seit Mai 2021 steht der Lebensmittelretterschrank im Hof des Katholischen Pfarrzentrums in der Römerstraße. Liebevoll gemalte Schilder sorgen dafür, dass er leicht zu finden ist. „Wir wollen teilen, was wir haben, und so viel wie möglich verwerten“, fasst Vereinsvorsitzende Eva-Maria Hartmann, die die Idee auf den Weg brachte, zusammen. Ähnlich wie bei einem Bücherschrank können Menschen hier ihre überschüssigen Lebensmittel hineinstellen und – wenn sie möchten – etwas anderes herausnehmen. Eva-Maria Hartmann erklärt: „Wer zum Beispiel mehr eingekauft hat, als er verbrauchen kann, oder vor dem Urlaub nicht weiß, wohin mit seinen Lebensmitteln, bringt sie einfach zu unserem Blümchen-Schrank.

Diese fröhliche Bezeichnung geht auf einen Wettbewerb zur Namensfindung zurück, den ein Mädchen aus dem Katholischen Kindergarten Heidesheim für sich entscheiden konnte.

"Gib, was du möchtst, und nimm, was du brauchst."

Ein Foto auf Facebook.

Das Angebot des Lebensmittelretterschranks richtet sich bewusst nicht nur an Bedürftige, sondern an alle, die Verantwortung übernehmen und Verschwendung vermeiden wollen. „Unser Motto ist: ‚Gib, was du möchtest, und nimm, was du brauchst‘“, betont Eva-Maria Hartmann. Wer ein Handy zur Hand hat, knipst schnell ein Foto und lädt es auf der öffentlichen Facebookseite „Blümchen-Lebensmittelretter“ hoch.  Zwar sind es hauptsächlich Heidesheimer Bürgerinnen und Bürger, die das Angebot nutzen, doch steht es allen Menschen aus der Region offen. Hier geht’s direkt zur Facebookseite.

Das gehört rein – und das nicht.

Natürlich sollen nur solche Lebensmittel in den Schrank gelangen, die in Ordnung sind – also ungeöffnet und vor ihrem Verfallsdatum. Und dann gibt es noch eine weitere wichtige Einschränkung: Weil es sich um einen herkömmlichen Schrank handelt, darf nur hinein, was ungekühlt lagerfähig ist, etwa Konserven, Nudeln, Süßigkeiten, Brot, Tee, Kaffee und vieles andere mehr. „Manche legen auch Obst und Gemüse – etwa Äpfel oder Lauch in den Schrank“, erzählt Klaus Wüst, Mitglied des Caritasausschusses. Er hat die Aufgabe übernommen, den Inhalt regelmäßig zu kontrollieren und Unbrauchbares gegebenenfalls auszusortieren. Fast täglich ist er vor Ort, hält den Schrank sauber und prüft das Angebot. „Hier findet sich auch meine Telefonnummer, falls jemand eine Frage oder ein Anliegen hat“, ergänzt er. Außerdem hat er die Facebook-Seite erstellt – und betreut sie gewissenhaft. 185 Follower habe die Seite, berichtet er stolz.

Mission: Nachhaltigkeit.

Die Idee zu einem Lebensmittel-Verteilerschrank ging Eva-Maria Hartmann schon länger im Kopf herum. Doch erst während der Corona-Zeit, als ein ihr bekannter Handwerker, mit dem sie zufällig über das Thema plauderte, einen ausrangierten Schrank spendete, nahm das Vorhaben Gestalt an. „In Zeiten, in denen alle Abstand halten mussten, wollten wir ein Zeichen der Verbundenheit setzen“, erinnert sie sich. Aus der Caritas war nämlich im Jahre 2015 die Flüchtlingshilfe hervorgegangen, die sich heute zum Verein für Integration und Soziales entwickelt hat. Geflüchtete und Einheimische sollten von dieser Idee gleichermaßen profitieren. Neben dem Lebensmittelretterschrank betreibt der Verein noch zwei weitere nachhaltige Projekte, die ebenfalls für alle offen sind: ein Kleiderstübchen und eine Fahrradwerkstatt. „Unser Anliegen ist es, nachhaltig und sozial zu leben und mit dem auszukommen, was bereits da ist – ob bei Kleidung, Fahrrädern oder eben Nahrungsmitteln“, bringt es Eva-Maria Hartmann auf den Punkt. Auch in anderen Lebensbereichen gibt es Möglichkeiten, nachhaltig zu leben. Zum Beispiel beim Reisen.

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