Seit über 25 Jahren engagiert sich Förster Florian Diehl für den Ingelheimer Stadtwald. Wie er den Herausforderungen des Klimawandels begegnet und was wir selbst für mehr Artenvielfalt tun können.
8.000 Setzlinge für den Stadtwald.
Der Frühlingsbeginn – und damit die Pflanzzeit – steht vor der Tür. Wir wollen wissen, was es Neues gibt im Ingelheimer Stadtwald, und fragen nach bei Förster Florian Diehl. „Gerade habe ich 8.000 Setzlinge bestellt“, erzählt der freundliche Mann in grüner Arbeitskleidung und mit grauem Vollbart. „Damit bepflanzen wir Flächen, die Lücken aufweisen, und forsten Gebiete auf, in denen sich bestimmte Arten sonst nur langsam ansiedeln.“ Einen guten Teil dieser Jungpflanzen steuert die Rheinhessische aus ihrer Aktion „Gemeinsam Aufbäumen“ bei.
Von Mitte März bis Ende April ist er mit seinem Team – derzeit sieben Kolleg:innen, drei Azubis und ein Teilnehmer im Freiwilligen ökologischen Jahr – im Wald unterwegs. Sofern das Wetter es zulässt, pflanzen sie unter anderem Weißtannen, Roterlen, Linden, Mehlbeeren, Traubeneichen, Rotbuchen und Douglasien. Diese Baumarten gelten als klimaresistenter, also widerstandsfähiger gegenüber Trockenheit und Hitze, und können sich an die veränderten Umweltbedingungen anpassen. Seit etwa zehn Jahren arbeitet Florian Diehl daran, so den durch Borkenkäfer und Trockenheit geschwächten Wald zu erneuern und dessen ökologische Funktion zu bewahren.
Anfang April erhält das Team willkommene Unterstützung: Neun Teilnehmer:innen eines Workcamps der ijgd, kurz für Internationale Jugendgemeinschaftsdienste, packen freiwillig mit an. Jedes Jahr führt Florian Diehl ein bis zwei dieser Jugendcamps im Ingelheimer Wald durch.
Aufbäumen: So geht es den Jungpflanzen.
Der Ingelheimer Stadtwald ist ein wertvoller Teil der Region – als Naherholungsgebiet und vor allem als Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Doch auch diesem Ökosystem setzt der Klimawandel immer mehr zu. Mit ihrer Aktion „Gemeinsam Aufbäumen“ unterstützt die Rheinhessische die Umwelt vor Ort. Der Energieversorger, der seit fast 14 Jahren ausschließlich 100 Prozent Ökostrom aus Wasserkraft liefert, hilft – ebenso wie Florian Diehl – dabei mit, den Ingelheimer Stadtwald für die Zukunft zu erhalten.
„Wir pflanzen für jeden neuen Stromkunden und für alle, die ihren bestehenden Stromtarif wechseln, einen Baum im Ingelheimer Stadtwald“, erklärt Verena Schulze, Leiterin Vertrieb und Marketing bei der Rheinhessischen. Auch für Kund:innen, die auf digitale Post von den Stadtwerken umstellen, pflanzt das Unternehmen je einen neuen Baum.
Ab Mai, wenn die Bäume austreiben, können Florian Diehl und sein Team erkennen, wie viele der jungen Bäumchen aus den Pflanzungen der letzten Jahre den Winter überlebt haben. „Das vergangene Jahr war feuchter als das davor, daher bin ich zuversichtlich“, erklärt Florian Diehl. Doch nicht nur die zunehmende Trockenheit, auch Fressfeinde wie Mäuse oder Pilzbefall machen den Jungpflanzen zu schaffen. „Einen gewissen Verlust müssen wir immer einkalkulieren“, weiß der erfahrene Förster.
Und wie geht es den Mehlbeeren, die Florian Diehl und seine Mannschaft 2023 aus Samen gewonnen haben? Seit letztem März wurden aus den dunkelbraunen Körnern Pflänzchen. Die siedelte das engagierte Team im Herbst in einen geschützten Pflanzgarten um, wo sie nun zwei bis drei Jahre bleiben. „Da wir kein professioneller Betrieb sind und komplett ohne Pflanzenschutzmittel arbeiten, gab es erwartungsgemäß einige Ausfälle“, verrät Florian Diehl. Auch selbst gezogene Eichen wachsen in seinem Pflanzgarten. Die Eicheln hat er gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen im vergangenen Herbst gesammelt und später eingesetzt. Was auf den ersten Blick aussieht wie eine Spielerei, hat einen ernsten Hintergrund: „Wir versuchen, die Artenvielfalt in unseren Wäldern zu erhöhen.“ Sogar aus dem Urlaub auf Rügen hat Florian Diehl rund ein Kilo Eicheln mitgebracht – ein Versuch, wie er sagt. „Wir schauen einfach mal, was sich da entwickelt“, schmunzelt der Förster.
Artenvielfalt erhalten – das kann jeder selbst tun.
Sind die Pflanzungen abgeschlossen, steht die sommerliche Waldpflege an: „Wir fördern vitale, stabile Bäume und nehmen diejenigen heraus, die in direkter Konkurrenz zu unseren Zukunftsbäumen wachsen. Dadurch verbessert sich die Licht-, Nährstoff- und Wassersituation für die Zukunftsbäume. So sorgen wir für einen gesunden Mischbestand, der deutlich robuster ist als die früher üblichen Monokulturen“, beschreibt Florian Diehl das Vorgehen.
Die Biodiversität erhöhen – dazu kann jeder mit einem eigenen Garten beitragen. Und sogar auf einem Balkon. Es gilt, Kleinstlebensräume zu fördern. „Wichtig ist, möglichst regionale Gewächse zu pflanzen und auf Exoten zu verzichten“, erklärt Florian Diehl und zitiert den deutschen Naturforscher Alexander von Humboldt: „Alles hängt mit allem zusammen.“ Also statt Kirschlorbeer lieber heimische, ökologisch wertvolle Sträucher setzen, die für Insekten, Vögel und Kleintiere von immenser Bedeutung sind, etwa Liguster, Weißdorn, Schlehe oder Seidelbast.
So versorgt die Kornelkirsche als Frühblüher bereits ab Mitte Februar, die Salweide ab Anfang März Bienen, Hummeln und Co. mit Pollen und Nektar. „Heimische Pflanzen blühen und duften oft nicht nur ebenso schön wie Exoten, viele dienen zudem Schmetterlingsraupen als Futterpflanze und bieten Vögeln Schutz“, führt Florian Diehl aus. Grundsätzlich verzichten sollte man auf invasive Arten wie beispielsweise den Riesenbärenklau, den Japanischen Staudenknöterich, das Indische Springkraut oder den extrem schnell wachsenden Götterbaum. „Sie verdrängen nicht nur regionale Pflanzen, sondern sind auch schwer zu bekämpfen“, ergänzt Florian Diehl.
Wer mehr darüber wissen will, wie man die Artenvielfalt im Garten unterstützt, findet hilfreiche Tipps beim BUND unter Naturgarten anlegen und natürlich gärtnern.
„Alles hängt mit allem zusammen.“
Alexander von Humboldt
Weniger Arbeit, mehr Garten.
Auch bei der Gartenarbeit kann man die Artenvielfalt unterstützen. In vielen Fällen ist hier weniger mehr: „Man nehme sich ein kühles Getränk und tue nichts außer Garten und Balkon einfach nur zu genießen, anstatt schon bei den ersten Sonnenstrahlen in hektische Betriebsamkeit zu verfallen“, rät Förster Diehl. Schlecht sei es zum Beispiel, vor April Stauden und Stängel zurückzuschneiden, da viele Insektenarten die Triebe als Winterquartier nutzen. Die Hohlräume schützen sie vor Kälte, Feuchtigkeit und Fressfeinden.
„Wer den Garten immer hübsch aufräumt, alle Blätter wegsaugt, den Rasen kurz hält oder sogar einen pflegeleichten Schottergarten anlegt, richtet regelrecht Schaden an“, bringt es Florian Diehl auf den Punkt. Besser ist es, eine Totholzecke sowie Reisig- oder Laubhaufen anzulegen, auf Zierrasen zu verzichten oder zumindest an einigen Stellen das Gras ruhig etwas länger stehen zu lassen.
Von Nisthöhlen und Futterstellen.
Als zusätzliche Unterstützung lohnt es sich, geeignete Nisthilfen für Vögel oder Insektenhotels aufzuhängen – speziell solche, die sich für Wildbienen eignen. Zudem fordern Expert:innen schon seit Längerem dazu auf, Vögel ganzjährig mit passendem Futter zu unterstützen. Das macht Florian Diehl auch im Wald: „Wir betreuen sechs bis sieben Futterstellen, die wir mit Ölsaaten, Sonnenblumenkernen und netzlosen Meisenknödeln bestücken.“ Mit der Fütterung trägt er dazu bei, die Vögel standorttreu zu halten und den Grundbestand zu fördern – auch, weil sie bei der natürlichen Schädlingsbekämpfung in Wäldern eine wichtige Rolle spielen. Die Futterstellen – dazu zählt das Silohäuschen auf seiner Terrasse nahe am Wald – sind für Florian Diehl zudem eine wichtige Beobachtungsstation. „Es zeigt sich, dass Artenvielfalt und Anzahl der Tiere dramatisch abgenommen haben“, resümiert er nachdenklich.
Vom richtigen Vogelfutter über passende Nisthilfen bis zu Insektenquartieren: Der NABU hat alle wichtigen Infos.
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©Florian Diehl
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©Florian Diehl
Biotopbäume als Lebensraum.
Doch Florian Diehl versucht, gegenzusteuern: Um sichere Lebensräume für Vögel, Insekten und Tiere zu schaffen, gibt es im Ingelheimer Stadtwald mittlerweile weit über 5.000 Biotop- und Habitatsbäume, auffällig markiert mit einem B. „Diese Bäume, etwa solche mit Spechthöhlen, haben wir aus der Nutzung genommen. Das heißt, sie bleiben stehen und bieten neben Spechten auch ihren Folgebesiedlern wie Käuzchen oder Fledermäusen Zuflucht“, führt der Förster weiter aus.
Wer sich für seine Arbeit interessiert und ihm gerne mal „über die Schulter schauen“ möchte, klickt sich am besten durch seinen Facebook-Kanal. Was die Zukunft angeht, bleibt Florian Diehl optimistisch: „Die Natur ist Lebensgrundlage für uns alle – ganz unabhängig von sämtlichen wirtschaftlichen Interessen. Glücklicherweise erlebe ich in dieser Hinsicht bei vielen mittlerweile einen gewissen Sinneswandel. Die meisten Menschen wissen unsere Arbeit durchaus zu schätzen“, bilanziert er.
„Mittlerweile erlebe ich bei vielen einen Sinneswandel.“
Florian Diehl
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