Wer sein Haus energetisch sanieren möchte, braucht dafür meist einen langen Atem – und einen erfahrenen Energieberater. Denn ein solcher Experte hilft, an staatliche Förderungen zu kommen und so zumindest einen Teil der Kosten aufzufangen. Dass sich der Einsatz lohnt, zeigen drei unterschiedliche Beispiele aus Ingelheim. In allen wird eine Immobilie energetisch aufgerüstet. Für den Klimaschutz, aber auch, um steigende Energiekosten abzufedern.
Tagtäglich wechseln in Deutschland Häuser ihren Eigentümer – mal durch ein Erbe, mal durch einen Verkauf. Viele davon erfüllen heutige Standards in puncto Energiebedarf nicht einmal annähernd. Weil sie aus einer Zeit stammen, in der Klimawandel und Energiewende schlicht noch keine Rolle spielten. Auch in der Region. Die meisten Häuser in Ingelheim und Umgebung sind deutlich älter als 30 Jahre – nicht wenige stehen schon länger als ein Jahrhundert. Natürlich waren die Anforderungen an die energetische Qualität eines Gebäudes damals ganz andere als heute – wenn es so etwas überhaupt gab. Im Gegenzug unterstützt der Staat Investitionen in den Gebäudebestand aber auch mit zahlreichen Förderungen der KfW Bankengruppe und des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) – angefangen bei Einzelmaßnahmen wie einem Fenstertausch oder einer Heizungsmodernisierung bis hin zur Komplettsanierung. Stefan Brehm, zertifizierter Energieberater bei der Rheinhessischen, ergänzt: „Auch wenn die Höhe der staatlichen Zuschüsse seit Kurzem gesunken ist, insgesamt gibt der Bund mehr Geld für die Gebäudesanierung aus. Dazu kommen Förderungen der Stadt Ingelheim für die Sanierung des Altbaubestandes vor Ort – beides zusammen hilft dann schon ein gutes Stück weit, die Kosten im Griff zu behalten.“ Doch um an die Hilfen zu kommen, gilt es, zahlreiche Vorgaben einzuhalten. Deshalb ist es ratsam, immer einen qualifizierten Energieberater bei solchen Projekten hinzuzuziehen. Diese Erfahrung machten auch drei Kund:innen der Rheinhessischen aus Ingelheim und Umgebung. Sie gewähren uns Einblicke in Herausforderungen, Chancen und Stolpersteine bei der energetischen Sanierung.
Familie Maslowski: Traumhaus in der Ingelheimer Altstadt.
Drei Jahre ist es jetzt her, dass sich Familie Maslowski einen lang gehegten Wunsch erfüllte: Nach zehn Jahren Suche erwarben die Ingelheimer ihre Traumimmobilie in der hiesigen Altstadt. Dabei handelt es sich um ein Gebäude, das aus mehreren Bauabschnitten besteht – der untere, älteste Teil aus Bruchsteinmauerwerk stammt mindestens aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts, wenn nicht sogar noch aus einer Zeit davor. „Darauf deutet zumindest eine Datierung auf einem Türsturz hin. Der obere Bereich entstand hingegen erst in den 1980er-Jahren“, verrät Miriam Maslowski. Für die zweifache Mutter war von Anfang an klar, dass sie ihr neues Zuhause nicht nur optisch, sondern auch energetisch kräftig in Form bringen müssen. Miriam Maslowski lacht: „Das wird wahrscheinlich ein Lebenswerk. Um uns finanziell nicht zu überfordern, gehen wir Schritt für Schritt vor. Deshalb widmeten wir uns zuerst den über 40 Jahre alten Fenstern auf der Vorderseite. Die waren teilweise blind, ohne Schallschutz und kaum wärmeisolierend.“
Spezielle Anforderungen durch die Lage.
Die Herausforderung: Alle Häuser im Altstadtbereich müssen den Vorgaben der sogenannten Gestaltungssatzungszone der Stadt Ingelheim entsprechen – auch nach einer energetischen Sanierung. „Das macht es schwierig bis unmöglich, die sogenannten U-Werte der staatlichen Förderrichtlinien zu erreichen, die Auskunft über die Wärmedurchlässigkeit der Materialien geben“, erklärt Stefan Brehm. Das war auch bei Familie Maslowski der Fall, die der Energieberater kürzlich bei der Fenstersanierung ihrer Immobilie mit Rat und Tat zur Seite stand. Laut Gestaltungssatzung durften sie nur Sprossenfenster aus Holz oder holzfarbenem Kunststoff einbauen lassen, die den vom BAFA für die Förderung erforderlichen U-Wert allerdings nicht erreichten. „Wir haben uns direkt an Stefan Brehm gewandt, der unglaublich hilfreich für uns war. Denn er fand Ausnahmen für solche Fälle heraus und regelte die ganzen Anträge – auch für den Zuschuss der Stadt Ingelheim“, erinnert sich Miriam Maslowski. Dabei konnte der Experte noch eine Sorge der Kunsthistorikerin ausräumen: Lohnt sich die teure Investition auch finanziell trotz des niedrigeren U-Werts der Fenster? „Ganz klar“, weiß Stefan Brehm, „ich habe das durchgerechnet. Die Abweichungen sind nur sehr gering.“ Nach der Fenstersanierung auf der Vorderseite sollen im Herbst die Fenster zum Hof hin folgen. Dann stehen Haustür und rückwärtige Tür auf dem Sanierungsprogramm, schließlich die Dachdämmung. Auch über eine Heizungssanierung und Solarpanels auf der alten Hofreite sowie eine Wallbox für Elektroautos in fernerer Zukunft denken die Maslowskis bereits nach. Dabei steht jetzt schon fest, dass sie Experten wie Stefan Brehm von Anfang an einplanen. „Dazu kann ich nur jedem raten – alles, was wir zuvor selbst recherchiert hatten, war einfach nicht belastbar“, so Miriam Maslowski im Rückblick.
Oliver Chittka: Das Elternhaus auf links gedreht.
Für Oliver Chittka war die Unterstützung durch Stefan Brehm ebenfalls bares Geld wert. Der Unternehmer aus Heidesheim lebt mit seinen Eltern in einem Haus, das auch in mehreren Bauabschnitten entstand. Neben dem Ursprungsgebäude aus den 1960er-Jahren umfasst das Ensemble zwei Anbauten – einen aus dem Jahr 1974 und einen mit Tiefgarage aus 2002. „Als ich hier wieder einzog, habe ich das Haus ein erstes Mal auf links gedreht. Vom Dach über die Fenster bis hin zum Außenputz“, erzählt der 54-Jährige. „Gefühlt war das zwar gestern, aber in Wirklichkeit ist es inzwischen 20 Jahre her, entsprechend alt ist auch der Wärmeschutz.“ Steigende Energiekosten und der Wunsch nach mehr Wohnkomfort veranlassten den Handwerker jetzt erneut, Teile des Gebäudes und die Heizung zu modernisieren. Im Januar dieses Jahres hat Oliver Chittka deshalb die beiden Haustüren des Haupthauses austauschen lassen. Die neuen hochisolierenden Modelle halten nicht nur die Wärme im Gebäude, sondern sind auch schalldämpfend. „Ich wusste nicht einmal, dass es dafür Fördergelder gibt, darauf hat mich die Haustürfirma aufmerksam gemacht und darauf, dass die Rheinhessische bei den Anträgen unterstützt. Ich habe dies dann komplett in die Hände von Herrn Brehm gegeben – also neben der Beratung auch die gesamte Antragstellung. Das hat reibungslos funktioniert“, erklärt Oliver Chittka.
Neue Heizung: Hybride Lösung für mehr Klimaschutz.
Im nächsten Schritt widmet sich der Unternehmer seit diesem Sommer seinem Heizungskeller. Dort sorgte bislang ein Ölkessel aus dem Jahr 1996 für Wärme und Warmwasser. „Allein, um den Platz des nicht mehr benötigten Öltanks für meine Werkstatt zu gewinnen, wollte ich umsteigen. Zunächst nur auf Gas, angesichts der aktuellen Entwicklungen und aus Klimaschutzgründen habe ich mich stattdessen für eine hybride Lösung aus Wärmepumpe und Gas-Brennwertgerät entschieden“, erläutert er. Auch dafür bekommt Oliver Chittka Zuschüsse, die er – wie schon bei den Türen – mithilfe der Rheinhessischen beantragt hat. Stefan Brehm ergänzt: „Die Hybridlösung ist für den Wärmebedarf der Immobilie eine wirklich sinnvolle Lösung. Eine Wärmepumpe allein eignet sich für die Bedingungen vor Ort nicht wirklich gut, weil es dort keine Flächenheizung gibt. Das Kombimodell überzeugt hingegen mit seiner Effizienz, das Erdgasgerät unterstützt vor allem an kalten Tagen. Leider fördert der Staat seit August dieses Jahres diese Lösung nicht mehr, weil sie fossile Brennstoffe nutzt.“ Obwohl Oliver Chittka noch mitten im Bauvorhaben steckt, denkt er bereits an die nächsten Schritte. Den Strom für die Wärmepumpe möchte er nämlich künftig selbst erzeugen – mit Photovoltaik auf seinem Dach. „Leider dauert das Projekt aufgrund des Fachkräftemangels und unterbrochener Lieferketten noch ein bis zwei Jahre. Doch davon lasse ich mich nicht abschrecken“, betont Oliver Chittka.
Familie Hellmeister*: Wandel zum Effizienzhaus.
Auch Florian Hellmeister* hatte im August vergangenen Jahres Glück. Nach langer Suche fand er ein neues Zuhause in Ingelheim. Doch bis Florian Hellmeister dort mit seiner Frau einziehen kann, vergeht mindestens noch ein Dreivierteljahr. Denn die Familie verwandelt den 270 Quadratmeter großen Energieverschwender aus dem Jahr 1982 in ein sogenanntes KfW Energieeffizienzhaus 70. „Das erfordert eine Komplettsanierung, bei der wir bis auf die Grundmauern keinen Stein mehr auf dem anderen lassen. Wir fassen alles an – vom Dach über die Außenwände sowie Türen und Fenster bis hin zur Elektrik“, erzählt Florian Hellmeister. Für das Ehepaar spielt dabei der Klimaschutz eine sehr wichtige Rolle. Dazu erklärt er: „Wenn nicht jetzt, wann dann? Wir erleben doch alle gerade hautnah, wie sich die Veränderungen inzwischen auswirken.“
Seit Dezember vergangenen Jahres laufen die Bauarbeiten auf dem Gelände in Ingelheim auf Hochtouren. Das Dach ist fertig, die Außenwände sind gedämmt, neue Fenster eingebaut. Aktuell stehen zahlreiche Innenarbeiten auf der Agenda. Dazu gehört auch der Heizungskeller, in dem künftig eine Luft-Wasser-Wärmepumpe arbeiten soll. „Wir sorgen jetzt schon für die nächsten Schritte und lassen eine Vorrichtung für eine Photovoltaikanlage mit installieren, die dann den Strom für die Wärmepumpe erzeugt. Erst einmal müssen wir das Projekt allerdings aufgrund der Kosten zurückstellen“, macht Florian Hellmeister klar.
Ohne Förderung keine Sanierung.
Apropos Kosten. Ohne staatliche und regionale Förderprogramme der Stadt Ingelheim sowie Hilfen aus der Familie könnten die Hellmeisters den Wandel ihrer Immobilie zum Effizienzhaus 70 nicht stemmen. „Und ohne die Unterstützung Stefan Brehms hätten wir gleich zu Beginn gravierende Probleme bekommen. In der ersten Version der Baupläne fehlten noch wichtige U-Werte und andere Angaben, die für die verschiedenen Förderanträge unerlässlich sind“, erinnert sich Florian Hellmeister. Inzwischen hat der Neu-Ingelheimer die Zusage für die Zuschüsse erhalten, wichtig, um die nächsten Schritte zu planen und anzugehen. Denn eines hat er gelernt: Ein älteres Haus im Bestand zu sanieren, hält einige Stolpersteine bereit. Florian Hellmeister ergänzt: „Es tauchen immer wieder unkalkulierbare Kosten auf. Darüber hinaus ist es nicht immer leicht, dafür zu sorgen, dass das Zusammenspiel der unterschiedlichen Gewerke und der Ablauf funktionieren, was wiederum wichtig ist, um Förderungen zu erhalten. Denn für die Genehmigung der Gelder müssen die Anschlüsse etwa für die Heizung nachweislich verlegt sein“. Dennoch bereut das Ehepaar seine Entscheidung nicht, einem alten Haus neues Leben einzuhauchen. Stefan Brehm ergänzt: „Eine energetische Sanierung ist in der Regel günstiger als ein Neubau und schont Ressourcen. Denn im Vergleich zum Abriss und einem neuen Gebäude wird weniger Material verbraucht. Eine Sanierung spart gegenüber einem Neubau rund zwei Drittel an Baumaterial.“
* Name von der Redaktion geändert