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Regional

Mitmachen, staunen, verstehen – die MiMa in Ingelheim.

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In der MiMa Ingelheim gehen Kinder und Jugendliche auf Entdeckungsreise – die interaktiven Ausstellungen bereiten selbst große Themen spielerisch und kreativ auf. 

Anfassen erwünscht.

Während klassische Museen oft Wert auf Distanz zwischen den Exponaten und den Besucher:innen legen, geht die MiMa einen anderen Weg: Hier dürfen, ja sollen die Gäste Ausgestelltes anfassen, selbst experimentieren, mitmachen und Fragen stellen. Dieser unkonventionelle Ansatz prägt das gesamte Konzept. „Wir wollen komplexe Themen für Kinder und Familien begreifbar machen – im wahrsten Sinne des Wortes“, betont Stefanie Firyn, einer der drei engagierten Köpfe hinter dem Projekt.  

Die jährlich wechselnden Ausstellungen basieren jeweils auf bestehenden Konzepten aus dem deutschsprachigen Raum. Doch anstatt diese unverändert zu übernehmen, entwickeln die Macherinnen die Themen weiter, ergänzen sie durch eigene Mitmachstationen und passen die Gestaltung an die rund 600 Quadratmeter große Ausstellungsfläche in der denkmalgeschützten Alten Markthalle an, in der die MiMa jährlich für vier bis fünf Monate beheimatet ist.  

Das Bild zeigt eine Station in der Mitmachausstellung. Zu sehen ist eine Sanduhr. ©MiMa e.V.

„Wir machen komplexe Inhalte für Kinder begreifbar.“ 

Stefanie Firyn 

Drei Frauen, ein Projekt.

Vor mittlerweile 21 Jahren begann die MiMa als dreiwöchige Ausstellung mit rund 3.000 Gästen. Initiatorin Heike Sobotta brachte die Idee 2004 nach Ingelheim und verantwortete bis 2020 Konzept und Durchführung. Zunächst unter dem Dach der Stadt angesiedelt, ging die Trägerschaft 2016 auf den eigens gegründeten Verein „MitMachAusstellung e.V., Museum mit Kindern“ über.  

Als sich die Gründerin 2021 aus dem Projekt zurückzog, übernahmen die beiden Kulturwissenschaftlerinnen Stefanie Firyn und Renata Stark Geschäftsführung und Management der MiMa. Gemeinsam führen sie seitdem den Verein in ehrenamtlicher Doppelspitze. Für Renata Stark war es eine Rückkehr: Bereits 2016 und 2017 hat sie in leitender Funktion Heike Sobotta begleitet. 

Die dritte im Bunde ist Katja von Puttkamer, künstlerische Leiterin der MiMa. Gemeinsam, in ständigem Austausch und enger Zusammenarbeit, reifen Ideen zu Konzepten. Es entstehen inhaltliche Weiterentwicklungen und neue, ungewohnte Ansätze, die den Besucher:innen ganz neue Sichtweisen eröffnen. So übersetzen die drei Kuratorinnen das jeweilige Thema in die Lebensrealität von Kindern und erlauben, das Thema mit allen Sinnen zu durchdringen.  

„Wir unterstützen das Projekt gerne – weil Kinder und Jugendliche hier nicht nur etwas erleben, sondern auch fürs Leben lernen.
Martin Wunderlich, Geschäftsführer der Rheinhessischen

Das Bild zeigt die drei Macherinnen Katja von Puttkamer, Renata Stark, Stefanie Firyn (von links) ©MiMa e.V.
Katja von Puttkamer, Renata Stark, Stefanie Firyn (von links)

Fester Platz in der Region.

Das Team hat hohe Ansprüche: „Wir stehen mit ganzem Herzen hinter dem, was wir hier tun, und freuen uns jedes Jahr über die neue Herausforderung“, betont Renata Stark. Dabei können die Frauen auf die Unterstützung ihres Netzwerks zählen. Viele Menschen engagieren sich seit Jahren ehrenamtlich für das Gelingen der MiMa. 

Finanziert wird die MiMa durch Mittel der Stadt Ingelheim, durch öffentliche Geldgeber und Stiftungen sowie wichtige Sponsoren, von kleineren Betrieben bis zu Großunternehmen. Auch die Rheinhessische ist von Anfang an dabei. „Es ist schön zu sehen, wie viel Herzblut in der MiMa steckt. Wir unterstützen das Projekt gerne – weil Kinder und Jugendliche hier nicht nur etwas erleben, sondern auch fürs Leben lernen“, Martin Wunderlich, Geschäftsführer der Rheinhessischen. 

Daneben erfährt die MiMa jede Menge Rückhalt aus der Region: „Viele lokale Betriebe unterstützen uns mit Sachleistungen – sei es durch Manpower bei der Umsetzung oder Einkaufsrabatte. „Es ist toll zu sehen, wie sich die Firmen mit der MiMa identifizieren und teilweise ihre Firmenfeste bei uns feiern“, erzählt Stefanie Firyn.  

Heute ist die MiMa weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Die Veranstaltung mit viermonatiger Laufzeit zog im vergangenen Jahr rund 16.000 Besucher:innen an, darunter mehr als 300 Gruppen. „Einige Gäste reisen von weit her an und nehmen über eine Stunde Fahrzeit in Kauf“, weiß Renata Stark, „gerade Schulen und Kitas kennen die MiMa als hochwertiges Ausflugsziel, als Ort außerschulischer Bildung.“ 

Reise ins Jenseits.

Die MiMa wagt sich an große Fragen: „Lug und Trug“, „Abfall – glücklicher Zufall?“ oder „Im Klang der Zahlen“ – so die Namen dreier früherer Ausstellungen. Die aktuelle heißt „Erzähl mir was vom Tod. Eine Ausstellung über das Davor und Danach“ und ist für Kinder und Jugendliche ab fünf Jahren bis zur Oberstufe konzipiert. Aber auch Ältere sind angesprochen, jede Altersgruppe findet in der MiMa einen eigenen Zugang zum Thema. 

Die Besucher:innen erwartet eine Reise ins Jenseits, stilecht mit Reisepass und Visum. „Viele Menschen versuchen, das Thema Tod von Kindern fernzuhalten. Die MiMa bringt ihnen Inhalte wie Zeit, Vergänglichkeit und Abschied behutsam näher und zeigt, dass der Tod zum Leben gehört“, fasst Stefanie Firyn zusammen. Diese Ausstellung des Alice Museum im Berliner Freizeit- und Erholungszentrum, kurz FEZ, zeigt, wie Menschen an anderen Orten und in anderen Zeiten mit dem Tod umgehen – neben den christlich geprägten Traditionen werden ägyptische Jenseitsvorstellungen und der Día de los Muertos vorgestellt, das mexikanische Totenfest. Märchen, Mythen und Spiele sind Teil der Ausstellung und erzählen niedrigschwellig vom Tod in seiner kulturellen Verankerung und von der ewigen Suche nach Unsterblichkeit. Selbst regionale Aspekte fließen ein: ein Skelett und Grabbeigaben aus merowingischen Gräbern in Ingelheim. 

Auch diesmal gilt: Mitmachen ist erlaubt. Die Kinder dürfen viel ausprobieren – sogar im Sarg Probe liegen. Makaber? „Keineswegs“, sagt Renata Stark. „Gerade Grundschülerinnen und -schüler haben ein geradezu naturwissenschaftliches Interesse am Tod. Wir geben Impulse für Gedanken und Gespräche – und nehmen dadurch dem Tod den Schrecken.“  

Das Bild zeigt eine Station in der Mitmachausstellung. ©MiMa e.V.

„Dadurch, dass wir so niederschwellig agieren, erreicht die MiMa Menschen, die sonst kein Museum besuchen.“ 

Renata Stark 

Für die ganze Familie.

Das Konzept kommt an. „Dadurch, dass wir so niederschwellig agieren und wir wirklich jeden mitnehmen, erreicht die MiMa Menschen, die sonst kein Museum besuchen“, sagt Renata Stark. „Auch Kinder mit Beeinträchtigungen fühlen sich hier dank individueller Führungen gut aufgehoben“, ergänzt Stefanie Firyn.  

Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Kinder werden mit ihren Gefühlen nicht alleingelassen. Geschulte Guides begleiten die angemeldeten Gruppen durch die Ausstellung. Viele von ihnen sind Studierende, die Jahr für Jahr den Sommer über in der MiMa arbeiten. Die Guides unterstützen auch Individualbesucher:innen und Familien in ihrem Tun und Ausprobieren, stehen für Gespräche zur Verfügung. In einem gut ausgestatteten Atelier können die Kinder ihre Eindrücke verarbeiten oder sich in einer Leseecke in Bücher vertiefen, die die Kuratorinnen für besonders geeignet halten, Kindern das schwierige Thema nahezubringen. 

Und auch die Erwachsenen profitieren von der Ausstellung. „Die MiMa ist eine Plattform für die ganze Familie“, betont Renata Stark. Dazu passt, dass in diesem Jahr die rheinland-pfälzische Familienministerin Katharina Binz die Schirmherrschaft für die Ausstellung übernommen hat.  

Gut bewerten und spenden.

Doch es gibt auch Herausforderungen: zum Beispiel, trotz steigender Kosten die Eintrittspreise bezahlbar zu halten, jedes Jahr aufs Neue ausreichende finanzielle Mittel zu akquirieren. „Wir wollen nicht zu teuer werden“, unterstreicht Renata Stark. Eine weitere Hürde ist es, geeignete Ausstellungen zu finden, die sich zu einer echten MiMa weiterentwickeln lassen. „Unsere Gäste sollen nicht nur Klappen öffnen oder auf Bildschirme tippen – das ist nicht unser Anspruch“, sagt Stefanie Firyn. Dem Team geht es darum, Inhalte mit allen Sinnen nachhaltig erlebbar zu machen.  Wer die MiMa unterstützen möchte, plant am besten einen Besuch ein und empfiehlt die Ausstellung weiter. Und natürlich freut sich das Team auch über eine gute Online-Bewertung oder eine kleine Spende. Die diesjährige MiMa läuft von 27. Juni bis 26. Oktober 2025. 

Weitere Infos zur aktuellen Ausstellung, alle wichtigen Infos für den geplanten Besuch sowie Tickets und Preise gibt’s im Internet.  

 

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