Biomüll, Restmüll, Gelber Sack oder Altpapier. In Sachen Mülltrennung ist in Deutschland alles klar. Oder? Tatsächlich landen viel zu viele wertvolle Rohstoffe nach wie vor im Restmüll. Was also tun, um Umwelt, Klima und Ressourcen zu schonen?
Mal ehrlich. Jeder stand schon einmal ratlos vor den verschiedenen Mülltonnen, vollbepackt mit Pizzakartons, Joghurtbechern oder Verpackungsmüll von der letzten Bestellung. Wohin jetzt damit? Gehören Pizzakartons ins Altpapier? Oder in den Restmüll? Und wohin mit den Joghurtbechern, die aus verschiedenen Materialien bestehen? Ähnliche Fragen haben die Menschen schon vor fast 140 Jahren beschäftigt. Damals initiierte der französische Beamte Eugène Poubelle erstmals am 7. März 1884 den Tag der Mülltrennung, um die hygienischen Zustände im damaligen Paris zu verbessern. Natürlich ging es dabei noch nicht um Pizzakartons oder Joghurtbecher – aber um Lumpen, Papier oder kompostierbare Abfälle.
Auch heute soll der Tag der Mülltrennung weiterhin motivieren, Abfälle und Wertstoffe getrennt zu sammeln. Denn oftmals landen Pizzakartons und Becher fälschlicherweise in der Restmülltonne – und viele wiederverwertbare Materialien damit in der Müllverbrennung. Laut einer Studie des Umweltbundesamtes (UBA) gehören nur rund ein Drittel der im Restmüll entsorgten Abfälle auch tatsächlich in diese Mülltonne. Gerade bei der schwarzen Tonne besteht also noch oft Unklarheit darüber, was reingehört und was nicht.
Warum Mülltrennung wichtig ist.
Die Antwort liefert ein kurzer Blick in die Statistik. Allein 2020 fielen pro Kopf in Deutschland rund 476 Kilogramm Haushaltsabfälle an. Alle Abfallarten zusammen summieren sich hierzulande zu unglaublichen 417 Millionen Tonnen – in nur in einem Jahr. Die gute Nachricht: 70 Prozent davon landen wiederum im Recycling und werden als Rohstoff wiederverwertet. Allerdings unterscheiden sich die verschiedenen Müllsorten in der Recyclingquote stark. Während Elektro- und Glasmüll zu fast 100 Prozent wieder als Rohstoff genutzt werden, liegt die Quote für Sperrmüll nur bei
53 Prozent. Beim Restmüll sind es mit 16 Prozent noch weniger. Eine sorgfältige Mülltrennung könnte den Anteil deutlich steigern.
Was ist eigentlich Recycling?
Das englische Wort „Recycling“ bedeutet so viel wie Wiederverwertung. Dabei geht es darum, wertvolle Rohstoffe direkt aus Abfällen zu gewinnen, die sich wiederum zu neuen Produkten verarbeiten lassen. Der Grundgedanke: vorhandene Ressourcen möglichst lange wiederverwerten, um so keine neuen abbauen zu müssen. Davon profitiert auch das Klima. Zum Vergleich: Das Recyceln einer Aluminiumdose verbraucht 90 Prozent weniger Energie, als für die Herstellung einer neuen nötig ist. Bei einem Kilogramm Aluminium lassen sich so rund elf Kilogramm CO2 einsparen.
Müll vermeiden durch Upcycling, Foodsharing und Co.
Klar, Recycling ist eine gute Möglichkeit, Ressourcen besser zu nutzen. Noch besser für die Umwelt wäre allerdings generell ein geringeres Abfallaufkommen. Denn Müll, der gar nicht erst entsteht, muss auch nicht eingesammelt, sortiert und recycelt werden. Dabei können schon kleine Änderungen viel bewirken. Wer etwa darauf achtet, möglichst unverpackt einzukaufen, spart eine Menge Müll. Foodsharing – also das Spenden übrig gebliebener Lebensmittel – rettet Obst, Gemüse, Brot und anderes vor der Tonne. Und für Kreative gibt es online jede Menge Bastelideen, um aus vermeintlichem Müll Kunstwerke und neue Produkte zu schaffen. Upcycling ist dafür der Fachbegriff, also die Wiederverwertung oder Nachnutzung von bereits vorhandenem Material. Auch kaputten Elektrogeräten lässt sich oft mit wenigen Handgriffen neues Leben einhauchen. Hier sind unter anderem Repaircafés eine tolle Anlaufstelle – beispielsweise in Ingelheim die Blitzblume. Denn Heinrich Jung verfolgt hier schon seit Jahren ein Ziel, nämlich reparieren was geht und so die Ressourcen schonen. Fest steht: Müll ist nicht gänzlich vermeidbar. Das macht effizientes Recycling umso wichtiger. Denn je besser der Müll schon von Haus aus sortiert ist, desto einfacher gelingt das Recycling wichtiger Rohstoffe.
Welcher Müll wird überhaupt wiederverwertet?
Die Antwort auf diese Frage muss lauten: so viel wie möglich. Denn grundsätzlich lassen sich alle Müllsorten bis zu einem gewissen Grad recyceln. Voraussetzung hierfür ist eine saubere Mülltrennung. Dafür sortieren spezielle Anlagen unseren Müll, um die Abfälle anschließend weitestgehend stofflich zu verwerten. Dieser Sortierprozess ist unerlässlich. Denn für hochwertige Recyclingprodukte muss bereits das Grundmaterial eine hohe Qualität aufweisen, also möglichst rein sein.
Sinnvoll Müll trennen: Wohin mit dem Joghurtbecher?
Bei Zeitungen weiß nahezu jeder, in welche Tonne sie entsorgt werden sollen. Anders sieht es oft bei miteinander verbundenen Verpackungskomponenten aus unterschiedlichen Materialien aus. Ein Beispiel dafür: der Joghurtbecher. Während der Becher an sich oft aus Plastik besteht, ist das Etikett meist aus Papier und der Deckel aus (Alu)-Folie. Drei verschiedene Stoffe also, die sich nicht zusammen recyceln lassen. Sortieranlagen können weder den Deckel vom Plastikbecher oder dem Etikett unterscheiden noch voneinander trennen. Landen die Materialien im Verbund in der Maschine, sortiert sie den kompletten Joghurtbecher als Störfaktor aus. Im schlechtesten Fall wandert er dann in den Restmüll und anschließend in der Müllverbrennung. Somit verschwinden drei potenzielle Rohstoffe einfach aus dem Produktionskreislauf. Und genau hier kommt eine richtige Mülltrennung ins Spiel.
Das Recyceln einer Aluminiumdose verbraucht 90 Prozent weniger Energie, als für die Herstellung einer neuen nötig ist.
Bei einem Kilogramm Aluminium lassen sich so rund elf Kilogramm CO2 einsparen.
Was gehört denn jetzt in welche Tonne?
Zugegeben, richtiges Mülltrennen im Alltag wirft oft Fragen auf. Egal ob Schraubdeckel, ein zerbrochenes Glas oder das benutzte Taschentuch. Bei vielen Dingen ist die richtige Mülltonne nicht auf den ersten Blick erkennbar. Zum Glück ist aber für die meisten Abfälle genau definiert, in welcher Tonne sie zu landen haben.
Altpapier.
Zeitungen, Zeitschriften, Schreibpapier, Verpackungen aus Pappe oder Geschenkpapier gehören ganz klar in die Papiertonne. Gleiches gilt für Briefumschläge mit Fenster. Denn in der Sortieranlage wird das Papier im Wasser aufgeweicht, sodass die schwere Papiermasse absinkt, der leichte Kunststoff oben schwimmt und sich einfach rausfiltern lässt. Übrigens: Auch Pizzakartons dürfen in die Papiertonne, gröbere Essensreste aber vorher abkratzen.
Glasmüll.
Wer sein Altglas regelmäßig im Glascontainer entsorgt, tut der Umwelt einen Gefallen. Denn 100 Kilogramm sparen rund 50 Kilogramm CO2 ein. Die Sortierung scheint hier recht intuitiv: Weiß zu weiß, Grün zu grün und Braun zu braun. Doch was ist mit blauem oder rotem Glas? Das darf einfach zum Grünglas. Denn das kann im Recyclingprozess einen höheren Anteil anderer Farben aufnehmen. Wichtig: Unbedingt die Deckel vor dem Entsorgen abdrehen. Die gehören in den Gelben Sack. Spiegel, Trinkgläser oder Fensterglas hingegen kommen in den Restmüll.
Gelber Sack oder Gelbe Tonne.
Hier hinein gehören Verpackungen aus Kunststoff, Getränkekartons, Weißblech und Aluminium – beispielsweise Folien, Tuben, Konservendosen oder Plastiktüten. Somit klärt sich auch das Joghurtbecher-Problem. Deckel und Becher dürfen zwar beide in den gelben Sack. Sie bestehen aber aus unterschiedlichen Materialien. Also einfach den Deckel ablösen und die beiden Komponenten getrennt entsorgen.
Biomüll.
In den Biomüll dürfen alle zur Kompostierung geeigneten organischen Abfälle. Dazu gehören Pflanzenreste und Gartenabfälle, Obst- und Gemüseabfälle, aber auch Kaffee- und Teefilter.
Restmüll.
Bei einer richtigen Mülltrennung bleibt für die Restmülltonne nicht mehr viel übrig. Hinein gehören alle nicht verwertbaren Stoffe, die keine Schadstoffe enthalten und sich somit für die Verbrennung eignen. Dazu gehören zum Beispiel Asche, Tierkot und Streu, Hygieneartikel und Windeln, Staubsaugerbeutel, ausgetrocknete Filzstifte, Zigarettenkippen, alte Fotos, zerbrochenes Porzellan oder Glas. Auch alte Medikamente und verschmutzte Papiere, wie benutzte Taschentücher oder Servietten dürfen ebenfalls in den Restmüll.
Sonderfall Elektroschrott.
In defekten Elektrogeräten steckt eine Menge wertvoller Rohstoffe, die es zu recyceln lohnt. Deshalb haben sie im normalen Hausmüll nichts zu suchen. Stattdessen gibt es spezielle Sammelstellen auf Wertstoffhöfen. Auch die meisten Verkaufsstellen müssen alte und defekte Elektrogeräte zurücknehmen. Das neue Elektrogesetz ElektroG3 nimmt zudem die Hersteller stärker in die Verantwortung – zum Beispiel mit einer ausgeweiteten Hinweispflicht über die Möglichkeit zur kostenfreien Rückgabe der Elektrogeräte. Übrigens: Auch LED, Energiespar- und Leuchtstofflampen sind Elektroschrott. Denn sie enthalten wertvolle Metalle und elektronische Bauteile, die sich wiederverwerten lassen. Gut zu wissen: Energiesparlampen enthalten bis zu fünf Milligramm – Leuchtstofflampen sogar bis zu zehn Milligramm – gesundheitsschädliches Quecksilber, das nicht in die Umwelt gelangen darf. Deshalb niemals im Hausmüll entsorgen.
Das ABC der Mülltrennung:
Hier geht's zum Download.
Sorgt für Durchblick im Sortier-Dschungel: Die Anleitung zur Mülltrennung zum Ausdrucken und Aufhängen.
Noch mehr Nachhaltigkeit gefällig? Dann lassen Sie sich vom Blogbeitrag Nachhaltig gärtnern inspirieren.
Ressourcen schützen – diese Mission verfolgt Heinrich Jung von Blitzblume in Ingelheim. Lesen Sie im Blogbeitrag, wie er Elektrogeräten neues Leben einhaucht.
Gutes Beispiel für ressourcenschonendes, nachhaltiges Leben in der Region: der Verein Nachhaltiges Ingelheim e.V.
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