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Mit dem Solarspeicher Stromkosten senken.

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Solarspeicher sind aktuell gefragt wie nie. In Branchenkreisen wird im laufenden Jahr mit 200.000 Neuinstallationen gerechnet. Tendenz: steigend. In zwei Jahren, so die Erwartungen, könnte der Bedarf auf rund eine Million Geräte pro Jahr anwachsen. Zeit, sich die Technologie und die Anwendungsmöglichkeiten näher anzuschauen.

Die Spatzen pfeifen es längst von den Dächern: Photovoltaikanlagen rechnen sich. Die Produktion von Strom zum Eigenverbrauch ist – gerade bei den aktuell steigenden Energiekosten – sehr lohnend. Erst recht, wenn ein Akku den von den Solarmodulen hergestellten Strom speichert und bei Bedarf abgibt. Zum Beispiel, um die Waschmaschine abends laufen zu lassen, wenn die Bewohner:innen zu Hause sind und die Sonne nicht scheint. Die wichtigsten Fakten zu Solarspeichern im Überblick.

Was ist ein Solarspeicher?

Ein Solarspeicher ist im Grunde genommen eine große, wiederaufladbare Batterie. Die Verwendung von Lithium-Ionen-Akkus beschert eine besonders hohe Energiedichte. Das erhöht die Speicherkapazität. Im Gegensatz zu den früheren Blei-Säure- oder Blei-Gel-Speichern benötigen die Geräte weniger Platz und sind weniger wartungsintensiv. Neben den Akku-Packs sorgen ein Batterie-Management-System (BMS) und ein Laderegler für optimale Be- und Entladung. Fachleute unterscheiden zwischen einem AC-gekoppelten Solarspeicher, einem Solarspeicher mit Hybrid-Wechselrichter und einem DC-gekoppelten Stromspeicher. Diese technischen Spezifikationen erlauben eine genaue Anpassung an die Situation und den Bedarf vor Ort.

Warum sich ein Solarspeicher lohnt.

Abgesehen vom wichtigen Aspekt der Klimabilanz, geht es handfest um das Senken von Energiekosten. Je mehr selbst erzeugten Strom ein Haushalt direkt verbraucht, desto weniger muss hinzugekauft werden. Angesichts explodierender Energiepreise ist das sehr attraktiv. Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) produzieren den meisten Strom um die Mittagszeit herum. Also dann, wenn der Bedarf in der Regel eher niedrig ist, weil viele Menschen nicht zu Hause sind. Ohne Solarspeicher deckt die Anlage meist lediglich rund 30 Prozent des benötigten Eigenbedarfs. Der Rest wird in das öffentliche Stromnetz eingespeist. Mit einem Solarspeicher hingegen lässt sich die Eigenverbrauchsquote auf 60 bis 80 Prozent steigern. Hinzu kommt: Die Preise für Solarspeicher sind in den vergangenen Jahren signifikant gesunken. Doch dazu später mehr.

Speichern oder einspeisen?

Es gab Zeiten, da war das Einspeisen angesichts von 29 Cent pro Kilowattstunde Vergütung eine lohnende Angelegenheit. Aber das ist rund zehn Jahre her. Für Anlagen bis zu einer maximalen Leistung von zehn Kilowatt beläuft sich die aktuelle Vergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz, kurz EEG 2023, je nach Anlagengröße auf 6,2 bis 8,6 Cent pro Kilowattstunde (ct/kWh). Ausnahme: Speisen Anlagenbetreiber ihren Strom voll ins Netz ein, erhalten sie ab sofort bis zu 13,4 ct/kWh. Das hat die Bundesregierung mit dem im Juli verabschiedeten Osterpaket entschieden, um den Ökostromanteil im Netz weiter zu erhöhen. Angesichts der aktuellen Energiepreisentwicklung profitieren Eigenverbraucher allerdings mehr. Die Preise an der Strombörse steigen und liegen aktuell (Stand 21. September 2022) bei 55,6 ct/kWh – noch ohne Netzentgelte, Stromsteuer, andere Umlagen und Mehrwertsteuer. Nach Berechnungen des Fraunhofer Instituts vom Dezember 2021 kostet Strom aus der eigenen PV-Anlage zwischen 6 ct/kWh und 11,5 ct/kWh. Die Rechnung geht also für den Eigenverbrauch auf. Daher gilt: Mit einem Batteriespeicher lässt sich dieser Anteil deutlich steigern. Das wiederum mindert die Stromrechnung.

Üppige Zuschüsse für Solarspeicher.

Bund, Land und Kommune fördern Solarstromspeicher mit kräftigen Zuschüssen. Im Rahmen des Masterplans „CO2-neutrale und klimaresiliente Stadt Ingelheim“ unterstützt die Stadt im großen Stil und rückwirkend zum 1. Januar 2022 die Anschaffung von PV-Anlagen. Das umschließt auch die Investition in einen Batteriespeicher. Der Kauf wird mit 200 Euro pro Kilowattstunde Speicherkapazität und maximal 4.000 Euro gefördert. Ansprechpartnerin ist die KlimaWerkstatt Ingelheim. Dort sind online alle Informationen und Förderanträge abrufbar. Telefonisch ist die KlimaWerkstatt unter der Nummer 06132 782 293 erreichbar.

Aktuell (Stand September 2022) sind die Fördertöpfe des Landes Rheinland-Pfalz erschöpft. Bis Ende 2022 werden alle bis 2021 eingegangenen Anträge abgewickelt und ausgezahlt. Allerdings läuft derzeit die Vorbereitung des sogenannten Solar-Speicher-Programms II. Es lohnt sich also, die Entwicklung im Auge zu behalten. Die Energieagentur Rheinland-Pfalz aktualisiert dazu regelmäßig ihre Website.

Neben der finanziellen Bezuschussung ist die Aufnahme eines zinsgünstigen Förderkredits durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) möglich. Die KfW-Förderung für Erneuerbare Energien (Programm 270) zielt auch auf Solarspeicher ab. Wichtig dabei ist: Der Antrag muss gestellt werden, bevor der Auftrag an einen Handwerksbetrieb vergeben ist. Das gilt nicht für alle Vorhaben rund um die Planung, wie etwa die Beauftragung eines Energieberaters. Der effektive Jahreszins des Kredits unterliegt aktuell ständigen Schwankungen und sollte daher bei Bedarf ermittelt. Zuzüglich bietet die KfW ein tilgungsfreies Anlaufjahr.

Gut zu wissen: Die Bezuschussung, zum Beispiel durch die Stadt Ingelheim, ist mit der Kreditaufnahme bei der KfW kombinierbar.

Solarspeicher lassen sich nachrüsten.

Immer mehr Betreiber von Photovoltaikanlagen möchten ihren Eigenverbrauch steigern – und denken über die nachträgliche Installation eines Batteriespeichers nach. Das ist grundsätzlich möglich. Allerdings können zu den Anschaffungskosten zusätzliche Aufwände hinzukommen. Wenn die PV-Anlage schon etwas älter ist, müssen womöglich der Zählerschrank und der Wechselrichter ersetzt werden. Ein Fachunternehmen kann wertvolle Tipps geben. Unter Umständen ist es auch zusätzlich realisierbar, eine ältere Anlage zu optimieren und auf einen neueren technischen Stand zu bringen.

Grundsätzlich wird auch die Nachrüstung eines Solarspeichers von der Stadt Ingelheim gefördert. Als Voraussetzung muss die PV-Anlage allerdings um mindesten drei Kilowattpeak Leistung erweitert werden.
Unverändert indessen sind die Kreditkonditionen der KfW durch das Programm 270 gedeckt. Dieses umfasst ausdrücklich die Erweiterung einer bestehenden PV-Anlage.

Über Kapazitäten und Kosten.

Dank großer Fortschritte in der Akku-Technologie sind Solarspeicher heute deutlich erschwinglicher und platzsparender als vor einigen Jahren. Die Ermittlung der nötigen Speicherkapazität ist einfach: Sie entspricht 1:1 der maximalen Leistung der Photovoltaikanlage. Beträgt die Leistung beispielsweise vier Kilowattpeak, benötigt der Solarspeicher idealerweise eine Speicherkapazität von vier Kilowattstunden. Je Kilowattstunde ist mit Anschaffungskosten zwischen 1.000 und 1.200 Euro zu rechnen.

Bei der Betrachtung von Solarspeichern sind drei Kennzahlen besonders wichtig.
• Nennspeicherkapazität: Sie bezeichnet die tatsächliche Ladekapazität und liegt normalerweise bei 95 Prozent der Gesamtspeicherkapazität.
• Entladetiefe: Die gibt an, bis zu welchem Maß der Solarspeicher entleert oder entladen werden kann.
• Ladezyklen: Dieser Wert gibt die Zahl der vollständigen möglichen Lade-, Speicher-, und Entladevorgänge während der Lebensdauer an. Bei aktuellen Speichern liegt die Zahl zwischen 8.000 und 10.000.

Stefan Brehm, Energieeffizienzberater bei der Rheinhessischen
© Stefan Brehm

„Die Anschaffung eines Solarspeichers lohnt sich. Hinsichtlich steigender Stromkosten bietet das Gerät hohe finanzielle Einsparpotenziale. Die Förderprogramme der Stadt Ingelheim und der KfW setzen zusätzliche Anreize. Im Hinblick auf künftige Strombedarfe durch E-Mobilität und Wärmepumpen ist ein möglichst hoher Nutzungsgrad von selbst produziertem, nachhaltigem Strom eine sichere Bank.“

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