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Man sieht das Maja Kaffee in Ingelheim MItte von innen. Zu sehen sind Pflanzen, ein Holztisch, Stühle und beschriebene Tafeln. ©Rainer Oppenheimer
NachhaltigkeitRegional

MajaKaffee: Fairer Kaffee aus Costa Rica, geröstet in Ingelheim.

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Ein Kaffeemoment in Costa Rica veränderte ihr Leben. Heute röstet Maja Elvers in Ingelheim Spezialitätenkaffee – fair, direkt und mit viel Herz. 

Ein Kaffeemoment in Costa Rica.

Eigentlich wollte Maja Elvers nach ihrem Abitur durch Australien reisen. Doch dann entscheidet sie sich für Mittelamerika, genauer gesagt: Costa Rica. Damals ahnt sie noch nicht, dass dieser spontane Richtungswechsel ihr Leben entscheidend prägen würde. Sie verliebt sich: in die Kultur, das Klima, die Herzlichkeit der Menschen – und in den Kaffee. In den Bergen Costa Ricas erlebt sie ihren ersten „Kaffeemoment“, wie sie es nennt. Eine Art geschmackliche Offenbarung, in der sie zum ersten Mal bewusst den Unterschied zwischen industriell gerösteter Massenware und hochwertigem Spitzenkaffee wahrnimmt. 

Zurück in Deutschland spielt Kaffee in ihrem Leben zunächst keine größere Rolle. Stattdessen beginnt Maja Elvers ein Geografie-Studium in Frankfurt und Mainz. Doch dann lernt sie einen Costa Ricaner kennen, und gemeinsam reisen sie in seine lateinamerikanische Heimat. Was als zweieinhalbmonatiger Aufenthalt geplant war, dauerte schließlich volle zwölf Jahre: Sie arbeitet in der Gastronomie, leitet ein Hotel, zieht ihre Kinder groß, studiert nebenbei Business Administration. Raum für neue Ideen bleibt zunächst nur wenig. Schließlich stößt sie während eines Besuchs im Hochland auf einen Kaffee, der alles andere in den Schatten stellt. „In diesem Moment wusste ich: Dieses Geschmackserlebnis will ich mit nach Hause bringen – nach Ingelheim“, schwärmt Maja Elvers. 

„In diesem Moment wusste ich: Dieses Geschmackserlebnis will ich mit nach Hause bringen.“

 Maja Elvers 

Von der Idee zur eigenen Rösterei.

Wieder in Deutschland, arbeitet sie voller Elan an ihrer Geschäftsidee: Rohkaffee importieren und innerhalb Deutschlands vertreiben. Sie gründet MajaKaffee, informiert sich über Importbedingungen, entwirft ein Logo, plant ihre Website. 2018 ist es dann so weit: Sie importiert den ersten Kaffee, 137 Säcke Rohkaffee, also knapp zehn Tonnen. Doch die Konkurrenz auf dem Markt ist groß. Also entschließt sie sich, einen kleinen Laden in der Ingelheimer Innenstadt zu mieten und den Kaffee dort selbst zu rösten. Kurz vor der Pandemie, im Mai 2019, eröffnet sie ihre eigene Rösterei. „Das war für uns eine schwierige Zeit“, erinnert sich Maja Elvers. Die Wende kam, als sich ihr – noch während der Pandemie – die Gelegenheit bot, angrenzende Räumlichkeiten zu übernehmen und ein Café zu eröffnen. 

Faire Preise, nachhaltige Herstellung.

Heute laufen die Geschäfte gut. Vor Kurzem hat Maja Elvers investiert und einen erstklassigen Kaffeeröster angeschafft, der jedoch nicht im Café in der Bahnhofstraße, sondern in neuen, zusätzlichen Räumlichkeiten untergebracht ist. Während die meisten dieser Geräte mit Gas betrieben werden, funktioniert dieser rein elektrisch – ein Schritt in Richtung Nachhaltigkeit, die für Maja Elvers grundsätzlich sehr wichtig ist. „Als Nächstes möchte ich eine Solaranlage auf dem Dach montieren, um den Kaffeeröster so weit wie möglich mit erneuerbarer Energie zu betreiben“, plant die Unternehmerin. Um das große und mehrere Hundert Kilo schwere Gerät – ein Probat P12‚ ,made in Germany‘ – an seinen Standort zu hieven, brauchte es einen Kran. „Das hat ein ortsansässiges Bauunternehmen übernommen, das übrigens auch ein guter Kunde von uns ist“, erzählt Maja Elvers.  

Mit der Neuanschaffung hat sich die Röstkapazität deutlich erhöht, weshalb die Unternehmerin derzeit auf der Suche nach weiteren Großabnehmern ist, die – wie sie – Wert auf fairen, direkten Handel und schonend gerösteten, aromatischen Kaffee zu vernünftigen Preisen legen.  

Hier gehts zur Website von MajaKaffee.

„Man schmeckt den Unterschied. Weniger Bitterstoffe, mehr Aromen und deutlich schonender für den Magen.“ 
 
Maja Elvers 

Auf die Röstung kommt es an.

Doch was macht MajaKaffee so besonders? Während die industrielle Röstung auf Masse und Schnelligkeit ausgelegt ist und die Kaffeebohnen in kürzester Zeit auf über 700 Grad Celsius erhitzt werden, wenden kleine Röstereien meist ein deutlich schonenderes Verfahren an. Hier wird der Kaffee über eine lange Zeit bei maximal 230 Grad Celsius geröstet. Das ermöglicht eine volle Entfaltung der Aromen und ist gesundheitlich unbedenklich, wohingegen bei der industriellen Röstung durchaus Acrylamid entstehen kann. „Man schmeckt den Unterschied. Weniger Bitterstoffe, mehr Aromen und deutlich schonender für den Magen“, fasst Maja Elvers zusammen. 

Ihr Sortiment kann sich sehen lassen: Derzeit bietet sie insgesamt 23 verschiedene Kaffeesorten aus zwölf Ursprungsländern an, inklusive Blends, für die sie immer beide Kaffeearten – Arabica und Robusta – kombiniert. Im Café stehen neben den hochwertigen Kaffeesorten auch trendige Mix-Getränke wie Raffaello Cappuccino und Oreo Frappé auf der Karte.

God Shot à la MajaKaffee.

Für den ganz speziellen Kaffeegenuss braucht es nicht nur Top-Kaffeebohnen, wie sie etwa Maja Elvers anbietet, sondern auch das richtige Equipment, sprich: eine hochwertige Siebträgermaschine und eine entsprechende Kaffeemühle. Für all jene, die über solche Geräte verfügen, hat die Kaffee-Expertin einen besonderen Zubereitungsvorschlag (Link zu: Rezept für die perfekte Espressozubereitung, siehe PDF). Und wer noch nicht so gut ausgestattet ist, kann im Café von Maja Elvers einen Genuss-Test machen.

„Der Natural-Kaffee liefert ein überwältigendes Aroma.“

Maja Elvers 

Kleine Kaffeekunde.

Für Laien ist es nicht auf den ersten Blick ersichtlich, worauf die Unterschiede in Geschmack und Qualität von Kaffee zurückzuführen sind. Maja Elvers klärt auf: „Robusta ist – wie der Name schon sagt – die robustere Pflanze. Sie wächst bis auf eine Höhe von 500 Metern und bringt viel Koffein, eine kräftige Note sowie die Cremigkeit in den Kaffee. Arabica hingegen ist anfälliger und wächst nur im Hochland. Ihre Bohnen sorgen für komplexe Noten und Aromen.“ In Costa Rica ist der Robusta-Anbau übrigens verboten: Dort setzt man allein auf Arabica.  

Auch bei der Trocknung der Bohnen gibt es Unterschiede. „Die Art der Aufbereitung beeinflusst das Aroma entscheidend“, erläutert die Kaffee-Expertin. Für die gewaschene Aufbereitung – die am häufigsten genutzte Methode – wird das Fruchtfleisch komplett entfernt, die Bohne im Wassertank gelagert und anschließend getrocknet. Bei der halbtrockenen Aufbereitung bleiben Teile der Kaffeekirsche an der Bohne haften und werden mitgetrocknet. Das Fruchtfleisch karamellisiert, dadurch erhält die Bohne eine fruchtigere und süßlichere Note. Für die natürliche Aufbereitung verbleibt die gesamte Kaffeekirsche an der Bohne – eine aufwendigere und daher kostspieligere Methode. „Der Natural-Kaffee liefert ein überwältigendes Aroma, oft mit Noten wie Blaubeere“, schwärmt Maja Elvers. Was ihn häufig zum Gewinner bei Wettbewerben macht. 

Barista-Kurse und Latte Art-Seminare.

Heute importiert das Unternehmen deutlich weniger Kaffee als früher, was hauptsächlich am stark gestiegenen Kaffeepreis liegt. „Früher kosteten bestimmte Kaffees die Hälfte des heutigen Preises“, sagt Maja Elvers. Gleichzeitig setzen Klimawandel und die damit verbundenen Folgen, wie geringere Erträge und gestiegene Preise für Dünger, aber auch höhere Lohnkosten sowie neue Regularien, vor allem kleine Kaffeebauern unter Druck. „Es steht zu befürchten, dass einige aus dem Kaffeehandel aussteigen“, prognostiziert Maja Elvers. Keine guten Aussichten also für Kaffeegenießer, die sich womöglich auf weiter steigende Preise einstellen müssen. 

Um ihre Kosten aufzufangen und ihre Liebe zu gutem Kaffee an andere weiterzugeben, hat sich Maja Elvers nach zusätzlichen Einnahmequellen umgeschaut. Sie bietet mittlerweile Barista-Kurse und Latte Art-Seminare für Anfänger und Fortgeschrittene an. „Die Anfänger-Kaffeekurse sind sehr beliebt immer schnell ausgebucht“, freut sich die findige Geschäftsfrau. „Das Kaffee-Business ist meine absolute Leidenschaft. Wenn jemand sagt: ‚Endlich mal ein Kaffee, den ich vertrage‘, dann weiß ich, warum ich das mache“, so Maja Elvers. 

Besuchen Sie doch auch mal die Website von MajaKaffee.

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