Weiterlesen …
Auf dem Motiv sind abstrakte rosafarbene und blaue Datenströme zu sehen. Sie sollen symbolisch das HEMS visualisiert darstellen. ©stock.adobe.com – Lev
EnergieeffizienzÖkostrom

HEMS: Erzeugung und Verbrauch optimal aufeinander abstimmen.

Zurück zur Beitragsübersicht

Spätestens seit dem Inkrafttreten des Solarspitzengesetzes im Februar 2025 gilt für Betreiber:innen von Photovoltaik (PV)-Anlagen, möglichst viel des solar erzeugten Stroms selbst zu verbrauchen. Genau an dieser Stelle werden Home Energy Management Systeme – kurz HEMS – interessant. Sie koordinieren und optimieren den Energiefluss zwischen den im Haushalt arbeitenden Geräten, der PV-Anlage, dem Stromspeicher sowie dem Netz – automatisch und voll digital im Hintergrund. So stellen HEMS sicher, dass zu jeder Zeit die größtmögliche Menge des selbst produzierten Stroms direkt vor Ort genutzt wird. 

Was ist ein HEMS und wie funktioniert es?

HEMS als digitales Energie-Hirn.

Ein HEMS ist eine digitale Steuerzentrale, die im Grunde arbeitet wie ein Gehirn. Es überwacht permanent den Energieverbrauch und die eigene Energieerzeugung – üblicherweise mithilfe einer PV-Anlage. Heißt konkret: Ein HEMS sammelt ständig Daten aus allen angeschlossenen Geräten, gleicht sie ab und trifft auf Basis dieser Informationen Entscheidungen. So steuert das System beispielsweise, wann und welcher Verbraucher woher die nötige elektrische Energie bekommt – direkt vom Dach, aus dem Speicher oder eben aus dem Stromnetz. 

Wie das System Stromflüsse steuert.

Aktuelle HEMS beziehen bei ihren Kalkulationen auch externe Faktoren mit ein – etwa Wetterprognosen, das Nutzungsverhalten der Personen im Haushalt oder im Fall von dynamischen Tarifen den jeweils gültigen Strompreis. Diese komplexe Herangehensweise ist extrem wichtig. Denn es kann sinnvoll sein, das E-Auto an einem sonnigen Herbstnachmittag zumindest teilweise mit günstigem Strom aus dem Netz zu laden – etwa, wenn der Speicher leer ist und am Abend noch andere Verbraucher wie Herd oder Waschmaschine laufen sollen. 

App & Steckdose: So wird’s smart.

Natürlich kann ein HEMS nicht alle Haushaltsgeräte direkt ansteuern – das wäre weder nötig noch sinnvoll. Trotzdem kann das System bei Waschmaschine, Trockner, Geschirrspüler oder Bügeleisen helfen, den Stromverbrauch in Richtung Eigenverbrauch zu verschieben. Über eine App oder ein Webportal zeigt das HEMS an, wann ein günstiger Zeitpunkt zum Einschalten ist – manche Systeme senden sogar Push-Benachrichtigungen. Noch smarter wird’s mit steuerbaren Steckdosen: Über sie mit dem häuslichen Stromnetz verbunden, warten Geräte wie Waschmaschine oder Geschirrspüler fertig beladen auf das Signal des HEMS, das den Stromfluss freigibt. Was voraussetzt, dass sich die im Haushalt lebenden Personen ein Stück weit auf die moderne Technik einlassen und ihr Verhalten entsprechen anpassen. 

Welche Vorteile bietet ein HEMS?

Kosten senken, Überblick gewinnen.

Das Wichtigste vorab: HEMS reduzieren die Stromkosten spürbar. Gleichzeitig sorgen sie für Transparenz, denn sie dokumentieren Stromerzeugung und -verbrauch übersichtlich. So lassen sich auch Stromfresser identifizieren. 

Zukunftsfeatures inklusive.

Moderne HEMS bieten Funktionen, die künftig noch wichtiger werden – etwa die Einbindung bidirektionaler Wallboxen oder die Vermarktung überschüssigen Stroms zu aktuellen Börsenpreisen. 

Was kosten HEMS und wie schnell rechnet sich die Investition?

Preisspanne: 500 bis 2.000 Euro.

Die Kosten hängen vom Umfang des Systems ab: Einfache HEMS gibt es ab etwa 500 Euro, komplexere Lösungen kosten bis zu 2.000 Euro – bei manchen Anbietern kommen monatliche Gebühren für Cloud-Dienste hinzu. 

Wann sich ein HEMS lohnt.

Wie schnell sich ein HEMS amortisiert, hängt vom Grad der Eigennutzung ab. Je größer die PV-Anlage und je mehr flexible Verbraucher (Wallbox, Wärmepumpe etc.), desto schneller rechnet sich das System. 

Staatliche Förderung nutzen.

Im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) wird die Installation eines HEMS mit 15 Prozent der förderfähigen Kosten bezuschusst. Infos gibt es hier.

Worauf ist bei Anschaffung, Installation und Betrieb zu achten?

Kompatibilität prüfen.

Das HEMS sollte mit allen vorhandenen Komponenten kommunizieren können – PV-Anlage, Speicher, Wallbox, Wärmepumpe und Smart Meter. Das ist die Grundvoraussetzung für effizientes Management. 

Software aktuell halten.

Hardwaregestützte HEMS sind kleine Computer – ihre Software muss regelmäßig aktualisiert werden. Gleiches gilt für viele der angeschlossenen Geräte, um Sicherheit und Funktionalität dauerhaft zu gewährleisten. 

Beratung und Fachwissen sind Pflicht.

Die Installation sollte von einer qualifizierten Fachkraft erfolgen. Auch der laufende Betrieb erfordert technisches Verständnis. Eine gute Anlaufstelle zur Vorbereitung ist die Verbraucherzentrale.

Was ein gutes HEMS auszeichnet: 

  • Steigert den Eigenverbrauch
  • Spart Stromkosten
  • Kommuniziert mit Speicher, Wallbox & Co.
  • Nutzt Wetterdaten und Strompreisinformationen
  • Zeigt Handlungsempfehlungen per App
  • Ist förderfähig (15 Prozent Zuschuss)
  • Funktioniert weitgehend automatisiert
  • Lässt sich erweitern (z. B. um Stromvermarktung)

 

FAQ.

Für wen ist ein HEMS sinnvoll?

Grundsätzlich für alle, die eine private PV-Anlage und steuerbare Verbrauchseinrichtungen beitreiben – also eine Wärmepumpe, eine Wallbox für das E-Auto oder eine Klimaanlage. Ein Stromspeicher erweitert die Möglichkeiten des HEMS deutlich. 

Aber auch wer nur eine steuerbare Verbrauchseinrichtung, aber keine PV-Anlage besitzt, kann von einem HEMS profitieren. Allerdings gilt es dafür, einen dynamischen Tarif oder einen Zeittarif abzuschließen – also einen Stromtarif, bei dem die Arbeitspreise variieren. Moderne HEMS sind in der Lage, die steuerbaren Verbraucher eben genau dann einzuschalten, wenn der Strom gerade günstig zu haben ist. Neben einem HEMS, das dieses Feature bietet, braucht es dafür allerdings zwingend ein intelligentes Messsystem. 

Wie kommt es zu Kosteneinsparungen beim Einsatz eines HEMS?

Das mit HEMS zu erschließende Einsparpotenzial ist individuell unterschiedlich und hängt von vielen Faktoren ab. Grundsätzlich ermöglicht ein HEMS die intelligente Steuerung und Optimierung des Energieverbrauchs, insbesondere in Kombination mit dynamischen Stromtarifen. Die größten Einsparpotenziale ergeben sich durch: 

Lastverschiebung steuerbarer Verbraucher (SteuVE): Je mehr flexible Verbraucher vorhanden sind – etwa Wärmepumpe, Elektrofahrzeug oder Speicher – und je flexibler sich diese betreiben lassen, desto höher ist das Einsparpotenzial. 

Eigene PV-Erzeugung: Ein HEMS koordiniert die PV-Erzeugung optimal mit dem Verbrauch. Das reduziert die Strommenge, die gegen ein inzwischen relativ geringes Entgelt eingespeist wird. 

Einsatz eines Stromspeichers: Intelligentes Laden und Entladen kann teuren Netzbezug vermeiden. 

Dynamische Strompreise am Spotmarkt: HEMS-Systeme können gezielt günstige Stunden zur Energienutzung wählen und teure vermeiden. 

Welche Geräte lassen sich über ein HEMS ansteuern?

Prinzipiell alle, die über die entsprechenden Kommunikationsschnittstellen verfügen. Üblicherweise also PV-Anlagen, Wallboxen oder direkt E-Autos, Wärmepumpen, Klimaanlagen, Heizstäbe, Haushaltsgeräte und Smart-Home-Systeme – wie etwa Beleuchtung oder smarte Steckdosen. 

Kann jede HEMS-Lösung alle Geräte steuern?

Nein. Einige HEMS funktionieren nur mit Produkten bestimmter Hersteller oder arbeiten ausschließlich mit der PV-Anlage und dem Batteriespeicher zusammen. In den meisten Fällen ist es deshalb ratsam, ein offenes System anzuschaffen, das standardisierte Schnittstellen unterstützt – etwa EEBUS, Modbus oder MQTT – und viele andere Geräte steuern kann. Zudem sollte das HEMS mit den gängigen Kommunikationsprotokollen kompatibel sein, also mit LAN, WLAN, KNX, Zigbee oder Z-Wave. 

Ist ein intelligentes Messsystem erforderlich?

Nicht unbedingt. Nur wer auch die Preisvorteile dynamischer Stromtarife nutzen möchte, braucht ein intelligentes Messsystem. Ohne einen solchen smarten Zähler kann das HEMS lediglich den Eigenverbrauch optimieren. Was für viele Anwendungsfälle ausreichen dürfte.

Zurück zur Übersicht