Um die Wärmewende zu beschleunigen, hat die Politik schon 2021 einen Preis für CO2 eingeführt, der fossile Energieträger sukzessive verteuert. Erklärtes Ziel der unpopulären Maßnahme: den bestehenden Sanierungsstau bei Wohngebäuden auflösen. Auf deutlich positivere Resonanz dürfte das Werkzeug stoßen, das den meisten Eigentümer:innen sanierungsbedürftiger Häuser einen gangbaren Weg für die Modernisierung der eigenen vier Wände aufzeigt: der individuelle Sanierungsfahrplan – kurz iSFP.
Die Idee dahinter.
Deutschlandweit gibt es Zigtausende Wohngebäude, bei denen aus energetischer Sicht und ganz nüchtern betrachtet einiges im Argen liegt. Viele, die solch ein üblicherweise älteres, noch weitgehend ungedämmtes Haus ihr Eigen nennen, stehen absehbar vor einem echten Problem: Alles beim Alten zu belassen, ist keine Option. Denn angesichts des eingeführten Preises für CO2 und der geopolitischen Situation dürften früher oder später die Heizkosten aus dem Ruder laufen. Daran wird sich wahrscheinlich auch nichts Wesentliches ändern, wenn die künftige Regierung beim Klimaschutz das Tempo rausnimmt. Denn ein Zurück zu billigem Gas aus Russland steht Stand heute für keine der denkbaren Koalitionen zur Diskussion. Sich für diese Entwicklung zu wappnen, sprich, das Haus entsprechend auf Vordermann zu bringen, um die Heizkosten unter Kontrolle zu halten, scheidet aber für Tausende aus einem ganz einfachen Grund aus: Sie verfügen nicht über die nötigen finanziellen Mittel. Doch es gibt einen Ausweg aus diesem Dilemma: den individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP). Im Grunde handelt es sich dabei um eine Anleitung, mit der sich die energetische Modernisierung von Wohngebäuden sinnvoll und vor allem im Rahmen der jeweiligen finanziellen Möglichkeiten angehen lässt.
So hilft der iSFP.
Viele fühlen sich von der Sanierung ihrer Immobilie schlicht überfordert – nicht nur finanziell. Schon die schiere Menge der zu erwägenden Aspekte ist für Laien kaum zu überblicken. Genau an dieser Stelle setzt der iSFP an und bringt Licht ins Dunkel. Weshalb das Dokument die Sorgen, die häufig mit einer energetischen Sanierung verbunden sind, weitgehend zerstreuen dürfte.
Zudem reduziert der iSFP den Druck auf die betroffenen Personen. Denn das Attribut „individuell“ und der Begriff „Fahrplan“ sind durchaus wörtlich zu verstehen. Individuell bezieht sich explizit nicht nur auf jedes einzelne Gebäude, sondern berücksichtigt auch die monetäre Situation der Eigentümer:innen. Folglich kann es durchaus vorkommen, dass sich der Fahrplan über mehrere Jahre erstreckt. Eben genau so, wie es das Bankkonto zulässt.
Das mit Abstand wichtigste Argument pro iSFP: Er öffnet den Zugang zu deutlich höheren staatlichen Zuschüssen für die verschiedenen Maßnahmen – von der Dämmung der Fassade über den Austausch der Außentüren und Fenster bis zum hydraulischen Abgleich der Heizung. Und das gleich über zwei Mechanismen: Die Förderungen für Maßnahmen aus dem iSFP steigen von 15 auf 20 Prozent. Viel entscheidender wirkt sich aber der zweite Pluspunkt aus. Denn mit der Vorlage des Dokuments erhöht sich die Obergrenze der maximal förderfähigen Kosten von 30.000 auf 60.000 Euro. Heißt konkret: Wer für im iSFP vorgesehene Maßnahmen 60.000 Euro zahlt, bekommt 12.000 Euro vom Staat zurück. Darüber hinaus ermöglicht es ein iSFP, Programme des BAFA und der KfW Förderbank zu kombinieren.
Wie geht die Ausstellung eines iSFP vonstatten?
Für die Ausstellung einen iSFP braucht es speziell ausgebildete Fachleute. Nur bei der Deutschen Energieagentur (dena) gelistete Energieeffizienz-Expert:innen sind berechtigt, die Dokumente auszustellen. Dafür brauchen sie natürlich jede Menge Informationen und Daten zum Gebäude, die sie üblicherweise bei einem Vor-Ort-Termin sammeln und erfassen. Wer Baupläne vorlegen kann, reduziert den Aufwand. Bei diesen Besuchen fragen die Fachleute auch gleich die Wünsche, Ziele und Möglichkeiten der Auftraggeber:innen ab. Ebendies dient dazu, den verfügbaren finanziellen Rahmen abzustecken. Denn der iSFP zeigt auch, welche Modernisierungsmaßnahmen welche Einsparungen erwarten lassen. Das bedeutet: Wer nicht alles finanzieren kann, ist dank des iSFP in der Lage, die begrenzten Mittel für besonders lohnende Maßnahmen einzusetzen.
Aus den ermittelten Daten fertigen die Energieeffizienz-Expert:innen mithilfe einer speziellen Software schließlich den iSFP an. Der besteht aus zwei Teilen: dem Fahrplan an sich und einer ganzen Reihe von Hilfen für seine Umsetzung. In einem persönlichen Gespräch erläutern die Fachleute jeden iSFP im Detail. Ist alles geklärt, erhalten die Kund:innen ihr Exemplar in gedruckter Form.
Für wen lohnt sich ein iSFP?
Im Grunde für alle, die ein unsaniertes Haus ihr Eigen nennen. Fachleute gehen davon aus, dass es sich dabei um eine sehr große Gruppe handelt. Denn umfangreichen Studien zufolge stehen hierzulande in den nächsten Jahren rund zwei Drittel der bestehenden Wohngebäude zur Sanierung an.
Zugegeben – die Ausstellung eines iSFP kostet ebenfalls Geld. Wie viel, hängt vom Anbieter und vom Aufwand ab. Aber: Vater Staat bezuschusst auch den iSFP selbst – mit bis zu 650 Euro. Um an diesen Bonus zu gelangen, genügt ein Antrag beim BAFA zusammen mit den nötigen Unterlagen. Nach deren Prüfung überweist das Amt die Förderung. Was im Einzelnen zu beachten ist, wissen die Energieeffizienz-Expert:innen.
Aber selbst ohne die staatliche Zuzahlung erweist sich ein iSFP mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit als gute Investition. Denn allein die angesprochene Erhöhung der maximal förderfähigen Kosten und der Fünf-Prozent-Aufschlag auf die verschiedenen Förderungen sorgen dafür, dass sich ein iSFP üblicherweise schon bei der ersten Optimierungsmaßnahme des Gebäudes mehr als amortisiert.
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