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Energetisch sanieren in Eigenregie. Eine gute Idee?

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Sanierung im Bestand ist ein wichtiger Baustein für eine erfolgreiche Wärmewende. Immerhin entfallen rund 35 Prozent des gesamten Energieverbrauchs in Deutschland allein auf den Gebäudesektor. Hier schlummert großes Einsparpotenzial. Denn zahlreiche Häuser verbrauchen hierzulande unnötig viel Energie. Doch große Investitionen und die knappe Verfügbarkeit von Handwerker:innen und Materialien machen es den Besitzer:innen oft schwer, das Eigenheim energieeffizient zu sanieren. Also einfach selbst machen? Welche Maßnahmen sich gut in Eigenregie umsetzen lassen und wo es Fachleute braucht, erklärt Gerald Holsten, Energieberater bei der Rheinhessischen.

Herr Holsten, die Energiepreise bleiben weiterhin auf einem hohen Niveau. Da macht es Sinn, durch Sanierung den Energiebedarf des Hauses langfristig zu verringern. Doch viele Eigentümer:innen schrecken gerade aktuell vor hohen Investitionen zurück und Handwerker:innen sind schwer zu bekommen. Macht es trotzdem Sinn, das Thema jetzt anzugehen?

Ja, absolut. Gerade weil viele Haushalte mit hohen Energiekosten zu kämpfen haben, ist es empfehlenswert, sich über die Sanierung der Immobilie Gedanken zu machen. Allerdings bringt es nichts, in Aktionismus zu verfallen und Umbaumaßnahmen übers Knie zu brechen. So entstehen möglicherweise Mehrkosten, die mit einer guten Planung und genügend Vorlaufzeit vermeidbar gewesen wären. Grundsätzlich muss nicht gleich der große Umbau erfolgen. Oft erzielen auch kleine Anpassungen schon merkliche Effekte.

Womit sollten Eigentümer:innen also am besten anfangen?

Vor dem Sanierungsstart ist es wichtig, eine Bestandsaufnahme vom gesamten Gebäude zu machen. In welchem Zustand sind die einzelnen Bauelemente? Wo besteht konkreter Handlungsbedarf? Und welche Vorhaben bringen mittel- und langfristig den größten Effekt? Ein erster Schritt kann schon sein, einfach mal mit offenen Augen durch die Räume zu gehen, offensichtliche Mängel zu dokumentieren und sinnvolle Maßnahmen davon abzuleiten. Bröckelt die Fassade oder sind die Fenster undicht und verzogen? Entscheidend ist aber, das Haus ganzheitlich zu betrachten.  

„Gerade weil viele Menschen mit hohen Energiekosten zu kämpfen haben, ist es empfehlenswert, sich über eine mögliche Sanierung Gedanken zu machen. Oft bringen auch kleine Anpassungen schon merkliche Effekte.“

Was bedeutet das konkret?

Die goldene Regel lautet: Wo bauliche Maßnahmen am Haus notwendig werden, lohnt es sich immer zu prüfen, was sich energetisch verbessern lässt. Aber auch generell ist es gut zu wissen, wie sich der Energiebedarf des Hauses verbessern lässt. Deshalb empfiehlt es sich, vor dem Sanierungsstart das ganze Gebäude auf Optimierungspotenzial zu prüfen. Hierfür sollten sich Eigentümerinnen und Eigentümer definitiv an eine Energieberaterin oder einen Energieberater wenden. Sie führen vor Ort etwa verschiedene Analysen der Gebäudehülle und der Haustechnik durch und identifizieren Schwachstellen in der Gebäudehülle. Anschließend macht es Sinn, eine Art Fahrplan für die Immobilie aufzustellen und festzulegen, wann welche Vorhaben angegangen werden sollen.

Fördertipp: Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) fördert qualifizierte Energieberatungen für Wohngebäude mit 80 Prozent der Kosten. Das Ziel: ein individueller Sanierungsfahrplan (iSFP), sozusagen eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für die Modernisierung des Gebäudes, um den Energieverbrauch signifikant zu senken. Dafür stehen Mittel der Bundesförderung für Energieberatung für Wohngebäude (EBW) bereit. Besitzer:innen von Ein- und Zweifamilienhäusern erhalten für die Beratung maximal 1.300 Euro, von Wohnhäusern mit mehr als drei Wohneinheiten höchstens 1.700 Euro. Auch einzelne Sanierungsschritte unterstützt das BAFA mit Zuschüssen über das Programm Bundesförderung für effiziente Gebäude – Einzelmaßnahmen (BEG EM). In der Übersicht sind alle förderfähigen Maßnahmen gelistet.

Ist es machbar, die Sanierung anschließend in Eigenregie anzugehen?

Bei großen Aufgaben, wie etwa einer Fassadendämmung, sind Fachleute immer die erste Wahl. Sie kennen sich mit bauphysikalischen Prinzipien aus und können vor allem die Materialien fachgerecht verarbeiten. Das ist wichtig, damit später keine Feuchtigkeit ins Mauerwerk eindringt und im schlimmsten Fall ein Schimmelproblem entsteht. Es gibt aber etliche Maßnahmen, die sich auch in Eigenregie durchführen lassen. Etwa poröse Dichtungen an Fenstern und Türen zu erneuern oder fehlende Dämmmanschetten an Heizungsrohren nachzurüsten. Auch ungedämmte Rollladenkästen lassen sich selbst auskleiden. Das klappt bei wenig Fachkenntnis kostengünstig mit Baumarktmaterialen. Ein guter Tipp sind auch sogenannte Reflexionsfolien. Diese werden hinter Heizkörpern an der Wand angebracht und lenken Strahlungswärme zurück in den Raum. Wer schon mal tapeziert hat, sollte die kleinen Helfer problemlos befestigen können. Viel Potenzial lässt sich übrigens erschließen – falls noch nicht geschehen – wenn Eigentümerinnen und Eigentümer von Häusern nachträglich den Boden zum Keller und die oberste Geschossdecke dämmen. Hierzu braucht es nicht immer Fachleute, da die Arbeiten ohne Gerüst stattfinden können und am Ende auch nicht verputzt werden müssen. Das Thema der Wasserdampfdiffusion muss aber in jedem Fall bei der Einbringung einer Dämmung beachtet werden.

In unserem Whitepaper gibt es fünf Tipps für Heimwerker:innen, welche Maßnahmen sich zu Hause einfach umsetzen lassen.

Wie viel Sparpotenzial kann ich mit der Do-it-yourself-Sanierung erschließen?

Ich sage es mal so: Bei den aktuell hohen Energiepreisen „macht jedes noch so kleine Vieh beträchtlichen Mist“. Im Klartext, jede Maßnahme, die sich selbst mit einfachen Mitteln realisieren lässt, sollte auch passieren. Immerhin setzt der Spareffekt sofort ein. Mit der Zeit kann man so auf rund 5 bis 10 Prozent eingesparte Heizenergie kommen – allein durch kleine Do-it-yourself-Anpassungen. Das schont Klima und Geldbeutel gleichermaßen.

Wie erreiche ich bei einer energetischen Sanierung insgesamt den größten Effekt?

Eine Sache ist dabei absolut entscheidend: Egal, welche Baustellen Hausbesitzerinnen und -besitzer angehen wollen, es ist wichtig, die einzelnen Schritte bestmöglich aufeinander abzustimmen. Nehmen wir etwa die Gebäudehülle: Es macht wenig Sinn, die Fassade neu zu verputzen, wenn im nächsten Schritt sowieso ein Fenstertausch ansteht oder die Außenwand eine neue Dämmung verpasst bekommen soll. Bringen Saniererinnen und Sanierer diese Arbeiten in eine sinnvolle Reihenfolge, schlagen die Kosten für das Gerüst lediglich einfach zu Buche. Außerdem lässt sich energetisch so das beste Ergebnis erzielen. Damit eine Dämmung optimal wirkt, müssen gerade die Schnittstellen, etwa zu neuen Fenstern, richtig eingepasst sein. Mit einer guten Planung ergibt sich so eine Maßnahme aus der anderen.

Haben Sie Fragen rund um das Thema energetisches Sanieren? Oder brauchen Sie Hilfe im Förderdschungel? Dann buchen Sie doch gleich eine Energieberatung bei der Rheinhessischen.

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Ihre Empfehlung: Wo sollten Sanierer:innen am besten anfangen?

Das größte Potenzial steckt definitiv in der Hauswand. Ungedämmt entweichen hier rund 20 bis 25 Prozent ungenutzte Wärme. Ähnlich sieht es bei Dach oder Fenstern aus. Hier lässt sich einiges rausholen. Außerdem ist es sinnvoll, sich von außen nach innen vorzuarbeiten. Also zunächst die Gebäudehülle zu optimieren und dann eine neue Heizung anzuschaffen. Denn mit jeder Maßnahme reduziert sich der Energiebedarf des Hauses, die neue Heizanlage braucht dann ein viel geringere Leistung. Und kostet somit auch weniger.

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