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©Ingelheimer Heinzelmännchen
Regional

Die Heinzelmännchen von Ingelheim – Nachbarschaftshilfe mit Herz.

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Was als spontane Idee begann, hat sich längst in Ingelheim etabliert: eine unbürokratische Nachbarschaftshilfe, die ganz ohne Verein und ohne Bezahlung funktioniert – dafür mit viel Herz und Engagement. Das Projekt zeigt, was möglich ist, wenn Menschen einfach handeln. 

Eine Idee bewährt sich.

Es begann im Jahr 2012 mit einem Gespräch im Sportverein. Ein Bekannter kam mit der Frage auf mich zu, was ich denn von einer Nachbarschaftshilfe hielte“, erinnert sich Bernhard Ader. Den älteren Mitmenschen durch praktische Hilfe im Alltag etwas zurückgeben – die Idee gefiel ihm. Bevor das Duo sein Vorhaben in die Tat umsetzte, schauten sie sich erst einmal an, wie andere Gemeinden vergleichbare Projekte aufziehen. Ihr Fazit: Zu bürokratisch, zu umständlich – so wollten sie es nicht machen.  

Zurück in Ingelheim suchten sie sich Verbündete für ihre Pläne: Die Bürgermeisterin, Seniorenverbände, das Mehrgenerationenhaus, das in Ingelheim als zentrale Anlaufstelle für ehrenamtliches Engagement fungiert – sie alle standen hinter der Idee. Damit war der Weg frei für eine kostenlose Nachbarschaftshilfe, die bewusst auf Formalitäten verzichtet.  

„Wir springen ein, wenn Not am Mann ist.“

Bernhard Ader 

Was die Heinzelmännchen leisten.

Hilfe auf Zuruf: So lautet, vereinfacht gesagt, das Konzept der Heinzelmännchen. Derzeit 14 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer – einige noch berufstätig, viele bereits im Ruhestand – übernehmen Aufgaben, die ältere Menschen allein nicht mehr bewältigen können. Wichtig dabei: Die Hilfe erfolgt auch wiederkehrend auf Zuruf. „Wir bieten aber keine regelmäßigen Dienste wie Pflege oder Haushaltshilfe, sondern punktuelle Unterstützung im Alltag“, erläutert Bernhard Ader. 

Das führt manchmal zu Missverständnissen. „Manche denken, wir können jeden Dienstag den Wocheneinkauf übernehmen“, erklärt Bernhard Ader. Doch genau das ist nicht vorgesehen. Das Angebot der Heinzelmännchen umfasst zum Beispiel alltagsnahe Hilfen wie Fahrdienste, handwerkliche Kleinarbeiten, Transporte in Haus und Hof, Begleitung zu Terminen sowie Besuche und Gespräche – mit dem Ziel, ältere Menschen und pflegende Angehörige zu entlasten und soziale Teilhabe zu fördern. Dabei stehen Gemeinschaft, Versorgung und Mobilität im Fokus. Auch an kuriose Aufträge kann er sich erinnern: So haben die Heinzelmännchen auch schon mal Hühner versorgt und in einer Ingelheimer Kita als Vorlese-Opa fungiert.  

„Wir springen ein, wenn Not am Mann ist, und helfen den Menschen dabei, eigenständig zu bleiben. Und das völlig kostenlos. Deshalb freuen wir uns über kleine Spenden zur Finanzierung unserer Benzinauslagen“, fasst Bernhard Ader zusammen. 

 

©Ingelheimer Heinzelmännchen

Kleine Handgriffe mit großer Wirkung.

Ob die klemmende Schranktür einstellen, Hilfe bei Behördengängen, Balkonmöbel im Frühjahr raus- und im Herbst wieder einräumen oder Sperrmüll herausstellen: Wer Hilfe benötigt, meldet sich einfach per E-Mail an mghheinzel@t-online.de oder unter der zentralen Telefonnummer 06132 8980422 und hinterlässt seinen Namen, seine Anschrift und Telefonnummer sowie eine kurze Beschreibung des Anliegens auf dem Anrufbeantworter. Die Anfrage wird per E-Mail an alle Ehrenamtlichen weitergeleitet – ergänzt durch eine Terminabfrage. „So klären wir, wer die Aufgabe übernimmt“, erklärt Bernhard Ader. Wer Zeit hat, ruft den Hilfesuchenden an und übernimmt den Auftrag. „Mittlerweile haben wir aber auch eine WhatsApp-Gruppe, in der wir uns kurz über die Aufträge abstimmen“, ergänzt Bernhard Ader. 

Nach dem Einsatz dokumentieren die Heinzelmännchen ihre Arbeit – für die Statistik. 2024 kamen so rund 470 Einsätze mit über 610 Stunden ehrenamtlicher Arbeit zusammen. Eine bemerkenswerte Bilanz für eine Gruppe ohne Vereinsstruktur, Büro oder feste Öffnungszeiten. Sie haben einen Auftrag für die Heinzelmännchen? Dann können Sie auch hier anfragen. 

 

©Ingelheimer Heinzelmännchen

„Wir sind keine Konkurrenz zu professionellen Anbietern.“

Bernhard Ader 

Hilfe mit klaren Grenzen.

Die Ehrenamtlichen kommen aus allen Berufen, vom Elektriker über die Krankenschwester bis hin zum IT-Bereich. Besonders gefragt sind handwerkliche und technische Fähigkeiten, etwa beim Einstellen von Fernsehern, Hilfe beim Computer oder Wechseln von SIM-Karten. Eines ist Bernhard Ader sehr wichtig: „Wir sind keine Konkurrenz zu professionellen Anbietern“, stellt er klar. Wer zum Beispiel einen Elektroherd anschließen will, wird an Fachbetriebe verwiesen. Aber für kleine Reparaturen – etwa eine neue Dichtung einsetzen oder eine Glühlampe austauschenist die Hilfe Gold wert. Gerade für ältere Menschen, die sich teure Fachkräfte oft nicht leisten können. Und es gibt noch eine weitere Einschränkung für die Hilfe der Heinzelmännchen: „Die Stadt unterstützt uns über das Mehrgenerationenhaus, übernimmt zum Beispiel einen Teil unserer Kosten, etwa für Flyer oder das Telefon. Daher beschränken wir uns mit unseren Diensten ausschließlich auf Ingelheim“, erklärt Bernhard Ader.

Ein Anruf genügt.

Doch oft sind es gar keine praktischen Arbeiten, die die Heinzelmännchen übernehmen. Die Ehrenamtlichen kommen auch, wenn sich jemand einsam fühlt, etwa zum Nachmittagskaffee; sie lesen vor oder spielen Gesellschaftsspiele. „Viele Stammkundinnen und Stammkunden rufen uns an, um alte Fotoalben durchzusehen oder einfach zu plaudern“, erzählt Bernhard Ader. Über die Jahre sind so vertrauensvolle Beziehungen entstanden. „Einmal rief sogar ein Enkel an und bat uns, seine Oma zu besuchen, sie selbst würde sich nicht trauen, sich bei uns zu melden“, erinnert sich Bernhard Ader.  

Während die Stammkund:innen genau wissen, dass sie den Heinzelmännchen vertrauen können, zögern diejenigen, die noch keinen Kontakt zu den Ehrenamtlichen hatten, die Helfer:innen anzurufen. Dabei ist ihre Sorge unbegründet: „Wir haben alle einen Ausweis des Mehrgenerationenhauses und zeigen diesen auf Wunsch. Zudem liegen unsere polizeilichen Führungszeugnisse dem Mehrgenerationenhaus vor“, bekräftigt Bernhard Ader. Er ermutigt alle Interessierten, sich ohne Scheu zu melden und um Hilfe zu bitten: „Diese Art der kostenlosen Nachbarschaftshilfe ist uns allen eine Herzensangelegenheit“, betont er. Interessierte können sich bei Bedarf mit einer Vorlaufzeit von ein bis drei Tagen unter der Telefonnummer 06132 8980422 oder per E-Mail an mghheinzel@t-online.de melden.  

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