Seit Februar arbeitet Lisa Gehrig bei der Rheinhessischen – hinter den Kulissen als Geschäftsbereichsleiterin Markt. Eine echte Herausforderung in Zeiten des Kriegs in der Ukraine, der Energiepreiskrise und des Klimawandels. Im Interview erzählt die Energiewirtschafterin, welche Aufgaben sie und ihr Team aktuell am meisten beanspruchen, welche Ziele sie verfolgt und was das für Kund:innen bedeutet.
Frau Gehrig, was macht eigentlich eine Geschäftsbereichsleiterin Markt?
Der Geschäftsbereich Markt umfasst die Energiebeschaffung, den Vertrieb und das Marketing sowie den Kundenservice. Gemeinsam mit meinem zwölfköpfigen Team erarbeite ich zukunftsgerichtete Marktstrategien und Potenzialanalysen. Dabei stehen die Bedürfnisse unserer Kundeninnen und Kunden im Mittelpunkt.
Was bedeutet das für Ihren Arbeitsalltag?
Eine besonders wichtige Aufgabe liegt darin, den Energiemarkt engmaschig zu beobachten. Denn gerade in den vergangenen Jahren hat sich die Branche extrem schnell verändert – die Konkurrenz schläft nicht (lacht). Die aktuellen Ereignisse machen meinen Aufgabenbereich noch herausfordernder. Mein Anspruch ist es, der Entwicklung immer einen Schritt voraus zu sein.
Was bedeutet das in der Praxis?
Das fängt bei einer vorausschauenden und risikoarmen Energiebeschaffung an, um im Marktvergleich faire Preise anbieten zu können. Dazu kommt ein gutes und differenziertes Produktportfolio für Ökostrom und Erdgas, mit dem sich sowohl Kundinnen und Kunden mit bestehenden Verträgen als auch potenzielle neue identifizieren können. Schlussendlich gilt es dann, insbesondere bei der Servicequalität einen Unterschied zu machen. Auf die permanente Weiterentwicklung meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lege ich deshalb einen besonderen Fokus. Allerdings muss ich sagen, dass mich die Kompetenz und das Herzblut meines gesamten Teams von Anfang an begeistert haben. Das ist nicht selbstverständlich und macht es mir gewiss einfacher.
Schon zu Beginn Ihrer Zeit bei der Rheinhessischen war die Situation aufgrund der Energiepreiskrise sehr anspruchsvoll. Was bedeutet die jetzt noch weiter verschärfte Lage für Ihre Arbeit?
Eigentlich dachte ich, dass ich mich auf dem Terrain der Energieversorgung schon als „alten Hasen“ bezeichnen kann. Aber diese historischen Entwicklungen stellen auch mich vor ganz neue Herausforderungen. In der aktuellen Situation geht es darum, jeden einzelnen internen Prozess noch einmal ganz genau zu durchleuchten und wo nötig die entsprechenden Stellschrauben zu drehen. Das haben wir in den vergangenen Monaten intensiv getan und trotzdem müssen wir die aktuellen Geschehnisse täglich aufs Neue bewerten. Gleichzeitig ist es wichtig, Aufklärungsarbeit zu leisten und unsere Kundinnen und Kunden bestmöglich abzuholen. Die Verunsicherung über die Versorgungslage durch Medienberichte und die Preisentwicklung sind deutlich zu spüren. Deshalb informieren wir regelmäßig, oft tagesaktuell, in unserem Blog über den neuesten Stand.
„Die derzeitigen Geschehnisse stellen die gesamte Branche knallhart auf die Probe. Wie man sieht, ist die Geschäftspolitik vieler Energieversorger nicht aufgegangen, weil sie auf Kurzfristigkeit ausgelegt war und solche Ereignisse nicht abgedeckt hat. Insolvenzen einiger Discountanbieter waren die Folge, sogar manche Stadtwerke sind ins Wanken geraten.“
Welche Entwicklung hat Sie in den vergangenen Wochen am meisten überrascht?
Hätte mir jemand vor einem Jahr prognostiziert, dass wir Interessentinnen und Interessenten aufgrund der exorbitant gestiegenen Marktpreise kein Angebot machen können oder sich die Gaspreise an der Börse innerhalb eines Jahres verfünffachen werden, dem hätte ich wahrscheinlich Ahnungslosigkeit unterstellt. Die derzeitigen Geschehnisse stellen die gesamte Branche knallhart auf die Probe. Wie man sieht, ist die Geschäftspolitik vieler Energieversorger nicht aufgegangen, weil sie auf Kurzfristigkeit ausgelegt war und solche Ereignisse nicht abgedeckt hat. Insolvenzen einiger Discountanbieter waren die Folge, sogar manche Stadtwerke sind ins Wanken geraten. Anders läuft es bei der Rheinhessischen. Ich kann bereits nach dieser kurzen Zeit im Unternehmen behaupten, dass das Unternehmen hervorragend aufgestellt ist und diesen schwierigen Entwicklungen begegnen wird.
Was motiviert Sie an Ihrem Job?
Aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis denken viele, dass die Energieversorgung eine staubtrockene und langweilige Branche sei. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Die Energiebranche bietet ein wahnsinnig vielseitiges und spannendes Aufgabenspektrum und nahezu alle Themen laufen in meinem Geschäftsbereich zusammen. Aber ich gebe zu, das kann auch manchmal ziemlich stressig sein. Deshalb bin ich froh, dass ich in einem engagierten Team arbeite. Das motiviert mich. Bei uns darf und soll jede und jeder Einzelne Ideen einbringen. Das wiederum gibt meinem Team den richtigen Antrieb. So können wir gemeinsam Herausforderungen meistern und tolle neue Projekte ins Leben rufen und umsetzen. Wenn wir dann, wie aktuell im April, bei einer Kundenumfrage im Vergleich zu anderen Versorgern überdurchschnittlich gut abschneiden, freut mich das noch einmal besonders.
Auch wenn es aktuell noch schwieriger ist als sonst, in die Zukunft zu schauen: Welche Ziele verfolgen Sie bei der Rheinhessischen kurz- und mittelfristig?
Aktuell stehen eine sichere und bezahlbare Versorgung sowie die Ausweitung unseres Beratungsangebots im Bereich Energieeffizienz an oberster Stelle der Prioritätenliste. Ein gesetztes Ziel lautet außerdem, dass wir unsere vertrieblichen Aktivitäten in Zukunft wieder ausbauen und unserem Anspruch – nachhaltige Energie zu fairen Preisen – gerecht werden können. Dazu kommen die sich ändernden klimapolitischen Anforderungen. An die müssen wir zeitnah unser Produktportfolio anpassen. Dabei arbeiten wir insbesondere eng mit dem Geschäftsbereich Energiedienstleistungen zusammen. Nur so gibt es Lösungen für unsere Kundinnen und Kunden aus einer Hand.
Was unternehmen Sie denn, um Ihren Kund:innen weiter Energie zu bezahlbaren Preisen anzubieten?
Auch die Rheinhessische konnte die steigenden Marktpreise nicht komplett abfangen und muss ihre Preise für Strom und Gas zum 1. Juni 2022 erhöhen. Das liegt vorrangig daran, dass wir als regionaler Grundversorger seit Monaten die Energielieferung für zahlreiche Haushalte und Unternehmen übernehmen, deren Anbieter die Versorgung zuvor plötzlich einstellte. Diese nicht vorhersehbaren Mengen müssen wir zu aktuellen Marktpreisen nachkaufen. Dennoch profitieren unsere Kundinnen und Kunden aus der Region von unserer langfristigen Beschaffungsstrategie und damit aktuell von immer noch fairen Preisen.
Rechnen Sie mit weiter steigenden Energiekosten?
Ja, wir möchten ehrlich kommunizieren. Wenn das aktuelle Preisniveau auf den Beschaffungsmärkten weiter andauert, müssen auch unsere Kundinnen und Kunden mit neuen Preissteigerungen rechnen. Eine valide Prognose über die zukünftigen Preisentwicklungen kann im Moment leider niemand geben. Deswegen unterstützen wir unsere Kundinnen und Kunden verstärkt mit Hilfestellungen, möglichst viel Energie einzusparen. Denn jede nicht verbrauchte Kilowattstunde entlastet am Ende die Haushaltskasse.
Am 1. Februar übernahm Lisa Gehrig die Geschäftsbereichsleitung Markt bei der Rheinhessischen. Zuvor arbeitete die Energiewirtschafterin zehn Jahre bei den Stadtwerken Frankenthal – zuletzt als Vertriebsleiterin. Die gebürtige „Pälzerin“ fühlt sich in der Region sehr wohl. „Ingelheim punktet nicht nur durch die herzliche Mentalität der Menschen, sondern auch durch die schön gestaltete Innenstadt“, findet die 37-Jährige. In ihrer Freizeit unternimmt sie insbesondere mit ihrem Partner und ihrem Hund Max gerne eine ausgiebige Wanderung. Oder sie feuert ihren Lieblings-Eishockeyverein Adler Mannheim kräftig an. Dazu Lisa Gehrig: „Natürlich ganz stilecht mit Trikot, Arena-Wurst und gerne lautstark. Am nächsten Tag muss ich meine ausbleibende Stimme dann manches Mal als angehende Erkältung deklarieren. Wenn ich nicht gerade im Stadion bin, koche ich sehr gerne und genieße dazu ein gutes Glas Wein – zukünftig wohl aus Rheinhessen.“
Lisa Gehrig, Geschäftsbereichsleiterin Markt bei der Rheinhessischen
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