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RegionalRheinhessische

Fotokunstwerke in Ingelheim. Das Jetzt für die Ewigkeit festhalten.

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Brandungswellen in der Bretagne, Sonnenflecken auf der Selz – in ihren Bildern kombiniert Naturfotografin Gabi Reichert Fernweh und Heimatliebe. Ihre Outdoor-Ausstellung am Zaun der Rheinhessischen zeigt: Die Schönheit der Welt liegt oft direkt vor unseren Füßen, wir müssen sie nur erkennen.

Nur wenige Schritte trennen die stürmische Küste der Bretagne von der spektakulären Brandung auf den Lofoten in Norwegen. Und mittendrin traumhafte Aufnahmen von Rhein und Selz. Bei der Outdoor-Fotoausstellung in Ingelheim traf die Schönheit der Heimat auf den Reiz der Ferne. Alles unter dem Überbegriff „Faszination Wasser“. Kreative Köpfe hinter der Ausstellung: die Fotografin Gabi Reichert und ihre Fotografenfamilie aus Bubenheim. „Eine Outdoor-Ausstellung zu veranstalten, hat mich schon immer gereizt. Bilder im Freien sind eine tolle Möglichkeit, mit Ästhetik Orte aufzuwerten“, erzählt die 57-Jährige.

„Bilder im Freien sind eine tolle Möglichkeit, mit Ästhetik Orte aufzuwerten.“
Gabi Reichert

Faszination Wasser.

Als Motive wählte Gabi Reichert Wellen, Wasserfälle und Flüsse aus der Ferne und der Heimat aus. „Meer und Wasser faszinieren mich seit jeher. Diese rohe, wilde Natur ist einfach atemberaubend“, erzählt die Fotografin. Die farbenfrohen Lichtblicke zierten zunächst viele Tore in Bubenheim, bald darauf konnte man sie auch in Schwabenheim und Ingelheim bewundern.

Die Herausforderung: geeignete Orte für die Ausstellung zu finden. „Das war anfangs etwas schwierig, da wir oft nicht wussten, an wen wir uns wenden sollen. Bei der Rheinhessischen klappte das aber auf Anhieb“, erinnert sich Gabi Reichert.
Die Lichtverhältnisse waren allerdings nicht einwandfrei: „Da das Licht von hinten auf die Bilder schien, schimmerte der Zaun durch. Das störte natürlich“, erzählt die Naturliebhaberin. Die Lösung: Gabi Reichert und ihr Mann druckten die Bilder doppelt aus und hängten sie gegeneinander am Zaun auf. So schauten nicht nur Flaneure, sondern auch die Mitarbeiter:innen der Rheinhessischen von ihren Büros aus auf die Ausstellung.

Außergewöhnliche Globetrotter.

So außergewöhnlich wie ihre Bilder ist auch die Geschichte der Fotografenfamilie.
Die Reicherts, das sind Gabi und Gunter Reichert mit ihren drei inzwischen erwachsenen Kindern Esra, Amy und Noah. Zusammen bereisen sie seit mehr als 20 Jahren die Welt. „2010 beschlossen wir, die Fotografie zum Beruf zu machen. Wir nahmen die Kinder aus der Schule und waren von da an mindestens sechs Monate im Jahr auf Reisen, machten Bilder und schrieben Berichte“, erzählt Gabi Reichert. Die fünf Reicherts sind schon viel herumgekommen: Ihre spektakulären Landschaftsaufnahmen führen die Betrachter in die USA, die Bretagne, nach Norwegen oder Schottland.

Wer Gabi Reichert nach der perfekten Aufnahme fragt, erhält eine verblüffende Antwort: „Keines meiner Bilder ist perfekt – jedenfalls nicht im technischen Sinne. Das ist auch gar nicht so wichtig.“ Fotografie ist für sie wie eine eigene Sprache: „Ein gutes Bild transportiert eine Botschaft, vermittelt etwas, löst Emotionen aus.“ Und brennt sich manchmal tief ins Gedächtnis ein: „Erinnerungen verblassen, Fotos aber sind wie altbekannte Freunde. Es wird von Jahr zu Jahr spannender, sie zu betrachten.“

„Ein gutes Bild transportiert eine Botschaft, vermittelt etwas, löst Emotionen aus.“
Gabi Reichert

Sich auf die Menschen und die Natur einlassen.

Gabi Reichert findet und fühlt sich am stärksten in der Natur. So entstand über die Zeit ihre Liebe für Naturfotografie. Dabei ist der Fotografin eines besonders wichtig: den Moment zu genießen. „Naturfotografie heißt für mich, sich auf die Situation einzulassen und die Natur so zu erleben, wie sie gerade ist. Wenn ich fotografiere, bin ich im Hier und Jetzt“, betont die Bubenheimerin. Und vergisst dabei schon mal alles um sich herum. So fiel ihr bei einer stundenlangen Fotosession auf Ameland die klirrende Kälte erst durch andere Hobbyfotograf:innen auf. „Ich stand in T-Shirt und kurzer Hose hinter meiner Kamera und die anderen trugen alle dicke Daunenjacken“, erinnert sie sich.

Auf die Frage, ob sie ein Lieblingsfoto hat, antwortet Gabi Reichert lachend: „Da gibt es einige! Mein aktuelles Lieblingsmotiv: ein Reh am frühen Morgen in einem abgemähten, neblig-dampfenden Getreidefeld.“ Lange vor Sonnenaufgang war die Fotografin dafür schon mehrere Stunden unterwegs. Für das Bild aber blieben ihr nur wenige Sekunden. Denn gerade als die Sonne über den Horizont kam und die Szenerie in ein traumhaftes Licht tauchte, trafen das Reh und Gabi Reichert aufeinander. „Fotografie hat viel mit Geduld zu tun – und mit Geschwindigkeit im richtigen Moment.“

 

Von Heimatverbundenheit zu Heimatliebe.

In den vergangenen zwei Jahren konzentrierte sich die Arbeit der Reicherts coronabedingt stärker auf die Heimat. „Durch die Pandemie war Reisen lange Zeit nicht möglich“, erzählt Gabi Reichert. Rückblickend ein Glücksfall. Denn so lernte sie die Schönheit der heimischen Natur noch einmal ganz neu kennen. Gabi Reichert formuliert es so: „Auf Reisen fällt es mir oft leichter, tolle Motive zu finden. Alles ist neu und aufregend. Daheim ist das anders. Dennoch ist auch hier die Natur absolut sehenswert. Man muss eben nur genauer hinschauen.“

„Meine Beziehung zur Heimat hat sich grundlegend verändert: von Heimatverbundenheit zu echter Heimatliebe.“
Gabi Reichert

So entstanden nicht nur die Bilder von Rhein und Selz aus der Ausstellung, sondern auch Makro-Aufnahmen einer Wespenspinne in Reicherts Garten. „Meine Beziehung zur Heimat hat sich grundlegend verändert: von Heimatverbundenheit zu echter Heimatliebe. Das versuche ich, in meinen Bildern zu vermitteln.“ Entstanden ist daraus der Fotokalender Unser Selztal 2022 mit stimmungsvollen Bildern rund um Bubenheim. „Viele Menschen möchten gerne mehr von ihrer Heimat sehen. Mit dem Kalender zeige ich ihnen die Schönheit, die sie Tag für Tag umgibt. Ein einzigartiges Weihnachtsgeschenk aus unserer Region.“

Noch mehr Geschichten rund um die fünf Reicherts, tolle Bilder und spannende Reiseberichte gibt es in ihrem Blog 5Reicherts.

Bildnachweis: Gabi Reichert

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