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Maren Wahrenberg und ihr Mann stehen auf einem Balkon, auf dessen Geländer Solarpaneele installiert sind. Das Geländer des Balkons ist aus rotem Holz, und die Außenwand des Gebäudes ist weiß. ©Maren Wahrenberg
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Balkonkraftwerke: Ein kleiner Beitrag zur Energiewende in Ingelheim.

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Sie liegen voll im Trend, erzeugen unkompliziert Ökostrom für den eigenen Haushalt und sind sofort einsatzbereit: Die Rede ist von Balkonkraftwerken. Diese Mini-Solaranlagen sind auch in Ingelheim immer öfter zu sehen – zum Beispiel am Balkon von Maren Wahrenberg, Abteilungsleiterin Netzabrechnung bei der Rheinhessischen. Sie und ihr Mann haben das Kleinkraftwerk vor etwa einem Jahr installiert. Und würden es wieder tun.  

Wolkenfreier Himmel und Sonne satt: optimale Voraussetzungen für die heimische Energiewende. Denn schönes Wetter kurbelt die Erzeugung von erneuerbaren Energien an – insbesondere von Solarstrom. Im Jahr 2024 speisten allein Photovoltaik(PV)-Anlagen rund 60 Terawattstunden (TWh) Sonnenstrom ins Netz ein – das sind 60 Milliarden Kilowattstunden (kWh). Dies entspricht etwa einem Siebtel der gesamten Stromerzeugung hierzulande. Dazu kommt: Gut 12 TWh nutzten die Betreiber:innen der Anlagen selbst. Insgesamt entstanden also etwa 72 TWh Solarstrom in Deutschland. Heißt: Immer mehr Privathaushalte tragen mit eigenen PV-Anlagen zur Energiewende bei. Bis vor nicht allzu langer Zeit war dieses Privileg allerdings jenen vorbehalten, die eine geeignete Immobilie ihr Eigen nennen können. Das hat sich inzwischen geändert. Seit einigen Jahren können auch viele, die zur Miete wohnen, selbst Strom erzeugen – mit sogenannten Mini-Photovoltaik-Anlagen – besser bekannt als Balkonkraftwerke. Wobei dieser Begriff ein wenig in die Irre führt. Zugegeben – die meisten dieser Anlagen werden sicher an Balkonen angebracht. Aber das ist keinesfalls zwingend. Sie eignen sich auch für Dächer – auf dem Wohnhaus, der Garage oder der Gartenhütte. 

Maren Wahrenberg, Abteilungsleiterin Netzabrechnung bei der Rheinhessischen, und ihr Mann gehören schon seit etwas über einem Jahr zum Kreis derer, die sich eine Mini-PV-Anlage für den Balkon ihrer Eigentumswohnung angeschafft haben. „Es ist ein schönes Gefühl, mit dem selbst erzeugten Ökostrom Haushaltsgeräte laufen zu lassen“, begründet Maren Wahrenberg die Entscheidung und ergänzt, „auf diesem Weg leisten wir einen kleinen Beitrag zur Energiewende.“ Übrigens: Als Stadt, in der traditionell Wein angebaut wird, scheint in Ingelheim mehr Sonne als in vielen anderen deutschen Landstrichen. Folglich lohnt es sich hier besonders, über sein eigenes kleines Kraftwerk nachzudenken.  

Mini-Kraftwerk am Balkon.

Solche PV-Anlagen im Kleinformat – auch Mini-PV-Anlage, PV-Balkonanlage oder Mini-Solaranlage genannt – produzieren am Balkon grünen Strom für den eigenen Haushalt. Das ist seit einigen Jahren in Deutschland nach Anmeldung im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur erlaubt. Und Mini-PV-Anlagen erfreuen sich wachsender Beliebtheit: Ende 2024 waren mehr als 780.000 der sogenannten steckerfertigen Solaranlagen in Betrieb. 

Auch bei Wahrenbergs stand schon länger fest, dass sie mit einem Balkonkraftwerk zumindest einen kleinen Beitrag zur Energiewende leisten möchten. Nach einer kurzen Recherche und regem Austausch mit Bekannten und Kolleg:innen konnten sie sich schnell auf ein für sie passendes Modell einigen. Seit August 2023 produzieren zwei Solarmodule mit einer Leistung von jeweils 300 Wattpeak an ihrem Balkon Ökostrom – das war seinerzeit das Limit.  

Das Bild zeigt ein mehrstöckiges Wohngebäude mit Balkonen. Die Wände des Gebäudes sind weiß und die Geländer der Balkone sind rot. Auf einem der Balkone sind Solarpaneele installiert. Vor dem Gebäude befindet sich ein gepflegter Rasen. ©Maren Wahrenberg

Wie funktioniert ein Balkonkraftwerk?

Ob Solaranlage auf dem Hausdach oder Mini-Solaranlage auf dem Balkon: Das Grundprinzip bleibt gleich. Photovoltaiksysteme wandeln Sonnenlicht in Strom um. Der Unterschied: Balkonkraftwerke bestehen nur aus ein bis zwei Solarmodulen, während größere Anlagen eine ganze Reihe von Modulen nutzen – also deutlich mehr Fläche haben. Treffen Sonnenstrahlen auf die Solarzelle, entsteht Gleichstrom. Der ist aber so noch nicht nutzbar. Denn das deutsche Stromnetz und alle Geräte sind auf Wechselstrom ausgelegt. Deshalb braucht es einen Wechselrichter, der den Gleichstrom in den nötigen Wechselstrom umwandelt. Der fließt dann über einen Stecker und eine Steckdose ins private Haushaltsnetz – und wird im Idealfall direkt für den Betrieb von Elektrogeräten genutzt. Was dazu führt, dass weniger Strom aus dem öffentlichen Netz bezogen wird. „Wir freuen uns tatsächlich, wenn die Sonne scheint und währenddessen die Waschmaschine oder der Trockner läuft. Mit unserem Ökostrom“, erklärt Maren Wahrenberg. So geht Energiewende im Kleinen.  

„Es ist ein schönes Gefühl, mit dem selbst erzeugten Ökostrom Haushaltsgeräte laufen zu lassen.“

Maren Wahrenberg, Abteilungsleiterin Netzabrechnung bei der Rheinhessischen

Das gilt es vor der Installation von Balkonkraftwerken zu beachten.

Zunächst geht es um die Frage, welcher Platz sich optimal für die Mini-PV-Anlage eignet. „Für uns stand schnell fest, dass wir die Module am Balkon montieren“, erzählt Maren Wahrenberg. Doch auch an der Fassade, im Garten oder auf dem Carport finden solche Mini-Solaranlagen häufig Platz. Wichtig ist, auf eine südwestliche oder südöstliche Ausrichtung zu achten, um eine möglichst hohe Stromausbeute zu erreichen. „Und natürlich sollte nichts einen Schatten auf die Module werfen, verrät Maren Wahrenberg. Bevor es an die Montage der Solarpanels ging, musste bei den Wahrenbergs der alte Ferraris-Stromzähler einer neuen Version mit Rücklaufsperre weichen. Denn erzeugt ein Balkonkraftwerk mehr Strom, als der Betreiber verbraucht, laufen manche Zähler rückwärts. Und das verfälscht die Menge des bezogenen Stroms des Energieversorgers. Maren Wahrenberg ergänzt: „Wir verfügen über eine tadellose Hauselektrik, aber generell ist es sicher ratsam, Fachleute einen Blick auf die Hausinstallation werfen zu lassen.“ 

Wer noch einen Ferrariszähler im Keller hat, sollte sich rechtzeitig vor der Installation an die Rheinhessische wenden. Denn inzwischen ist es nicht mehr zulässig, ein Balkonkraftwerk zu betreiben, wenn der Zähler rückwärts laufen könnte. Ausnahme: Der Zähler verfügt über eine Rücklaufsperre. Aber keine Angst – zusätzliche Kosten entstehen bei einem eventuell nötigen Austausch nicht. Denn die Rheinhessische wechselt die alten Zähler ohnehin in nächster Zeit aus. Allerdings könnten ein paar Tage bis zum vorgezogenen Umbau vergehen. Um besser planen zu können freut sich die Rheinhessische darüber, wenn sich Kundinnen und Kunden in Sachen Zähler proaktiv melden. Aber selbst wenn das nicht passiert, wird am Ende alles gut. Denn über das Marktstammdatenregister erhält die Rheinhessische regelmäßig Meldung, wer ein Balkonkraftwerk installiert hat. Dann prüfen die Energieexpert:innen aus Ingelheim, ob schon ein passender Zähler eingebaut ist oder nicht. Und wenn sie feststellen, dass ein Wechsel nötig ist, melden sie sich bei den Betroffenen.  

Die eigentliche Installation des Balkonkraftwerks geht fix – nach knapp einem Tag konnten sich Maren Wahrenberg und ihr Mann über ihren ersten selbst erzeugten Strom freuen. Sie zählt die wenigen Arbeitsschritte auf: „Die optimale Ausrichtung finden, die Halterung an der Balkonbrüstung montieren und die Solarmodule daran befestigen, Wechselrichter anbringen und mit dem Anschlusskabel verbinden, in die Haushaltssteckdose Steckdose einstöpseln, fertig.“ Und für wen eignen sich Balkonkraftwerke nun? Die Wahrenbergs haben dazu eine ganz klare Meinung: „Für alle, die in ihrem Zuhause einen kleinen Beitrag zur Energiewende leisten und nebenbei auch ein wenig Stromkosten sparen möchten.“  

Wichtig für Mieter:innen: Wer nicht in den eigenen vier Wänden wohnt, braucht für die Installation einer Mini-PV-Anlage die Zustimmung der Vermieterin oder des Vermieters. Gleiches gilt für den eventuell nötigen Austausch des Zählers oder die Neuinstallation einer Steckdose – die im Übrigen eine Fachkraft installieren und anschließen muss. Es empfiehlt sich also, sein Anliegen bereits in einem frühen Planungsstadium mit dem Eigentümer oder der Eigentümerin der Immobilie zu besprechen und die nötige Erlaubnis einzuholen. 

Strom vom Balkon: Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Aus welchen Komponenten bestehen Balkonkraftwerke?

Die meisten Hersteller bieten Balkonkraftwerke als steckerfertiges Set an, bestehend aus einem Wechselrichter, dem passenden Anschlussstecker und ein bis zwei Solarmodulen mit einem Format von je rund 1 x 1,70 Meter. Der Wechselrichter wandelt den erzeugten Solarstrom von Gleich- in Wechselstrom für elektrische Geräte um – über den Anschlussstecker mit 230 Volt fließt der Strom ins Hausnetz.

Wichtig: Interessierte sollten darauf achten, dass die Solarmodule nicht über zwei Quadratmeter groß sind, da sonst eine andere Bauverordnung gilt und die Installation komplizierter wird.

Lohnt sich ein Balkonkraftwerk?

Das lässt sich pauschal nicht beantworten, weil zu viele, individuell unterschiedliche Faktoren eine Rolle spielen. Aber: In vielen Fällen sind die Kosten schon nach fünf bis sechs Jahren wieder drin. Ein Ertragsrechner der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin gibt nach einfacher Eingabe einiger Parameter erste gute Anhaltswerte. 

Wie hoch sind die Kosten für ein Balkonkraftwerk?

Aufgrund der großen Beliebtheit tummeln sich jede Menge Anbieter auf dem Markt. Was zusammen mit sinkenden Herstellungskosten dazu führt, dass Mini-Solaranlagen deutlich günstiger zu haben sind als noch vor einem Jahr. Ein hochwertiges 800-Watt-Komplettset mit zwei Modulen „Made in Germany“, Wechselrichter, Kabeln, Halterung und allen Qualitäts- und Prüfsiegeln gibt es im Netz schon ab etwa 500 Euro. Lieferung, eine Aufbau- und Bedienungsanleitung sowie eine App zur Analyse und Dokumentation der Stromproduktion inklusive.  

Wie lange kann ich eine Balkon-Solaranlage betreiben?

Mindestens 15 Jahre lassen sich die Balkon-Solaranlagen problemlos betreiben, danach fällt eventuell der Austausch des Wechselrichters an. Die Solarmodule selbst halten meist sogar 30 Jahre.  

Darf ein Balkonkraftwerk mehr als 800 Watt leisten?

Der Gesetzgeber limitiert die Leistung des Wechselrichters auf 800 Watt – und damit im Grunde das Gesamtsystem. Theoretisch ist es aber denkbar, mehr Solarzellen zu installieren und die nicht zulässige Überproduktion in einer Batterie zu speichern. Ob sich das rechnet, ist eine andere Frage, deren Beantwortung von vielen verschiedenen Faktoren abhängt. Auch hier kann der Ertragsrechner helfen. 

Sind Mini-PV-Anlagen sicher?

Ja. Die Technik ist inzwischen ausgereift und sicher. Betreiber:innen sollten allerdings darauf achten, nur normgemäß hergestellte und geprüfte Bauteile zu verwenden und den Steckdosen-Anschluss im Blick haben. Mehrfachsteckdosen sind tabu. Und dass alle verwendeten Komponenten witterungsbeständig sein müssen, versteht sich von selbst. 

Wie installiere ich ein Balkonkraftwerk?

Es braucht keine elektrotechnischen Vorkenntnisse, um ein Balkonkraftwerk aufzubauen und zu betreiben, aber etwas handwerkliches Geschick. Und je nachdem, wo das Kleinkraftwerk installiert werden soll, auch ein paar helfende Hände. Einfach die Halterung für die Solarzelle am gewünschten Ort montieren und die Solarzelle daran befestigen. Den Wechselrichter mit dem Anschlusskabel zu verbinden ist ebenfalls kinderleicht. Die dafür vorgesehenen Stecker lassen sich nur in der richtigen Richtung einstecken. Zum Schluss das Ganze über die Steckdose mit dem Haushaltsnetz verbinden – fertig.  

Wichtig: Die Konstruktion sollte Wind, Sturm und Niederschlag standhalten.  

Kann man ein Balkonkraftwerk auch auf dem Dach montieren?

Ja. Allerdings ist es dann genau genommen kein Balkonkraftwerk mehr. Aber jenseits dieser Spitzfindigkeiten spielt es grundsätzlich keine Rolle, wo die „Steckerfertige Solaranlage“ – so heißen die Systeme offiziell – arbeitet. Ob vor dem Balkon, an der Fassade, auf dem Dach oder der Terrasse platziert, im Garten oder auf dem Carport aufgestellt – Mini-PV-Anlagen lassen sich fast überall nutzen.  

Allerdings gelten ein paar Regeln für einen sinnvollen Standort: Die Mini-PV-Anlage sollte nach Südwesten, Süden oder Südosten ausgerichtet sein, um möglichst viel Strom zu erzeugen. Zudem sollte nichts den direkten Einfall des Sonnenlichts auf die anthrazit-bläulich schimmernden Flächen behindern – auch nicht vorübergehend im Tagesverlauf. Vor allem in Erdgeschosswohnungen kann Schattenwurf zum Problem werden. 

Muss ich ein Balkonkraftwerk anmelden?

Balkonkraftwerke bis 600 Wattpeak brauchen zwar keine Genehmigung, Betreiber:innen müssen sie aber online im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur registrieren. Darüber hinaus ist nichts nötig.

Muss ich für eine Mini-PV-Anlage den Stromzähler tauschen lassen?

Unter Umständen. Denn Zähler ohne Rücklaufsperre sind nicht mehr zulässig. Wer nicht sicher ist, kann einfach bei der Rheinhessischen nachfragen. Dazu braucht es nur die Zählernummer – gern auch ein Foto. E-Mail: msb@rheinhessische.de  

Ich möchte eine Mini-Solaranlage betreiben: Welche Steckdose benötige ich?

Anfangs durften Balkonkraftwerke nur mit sogenannten Wieland-Steckern betrieben werden. Inzwischen gelten Schutzkontaktsteckdosen, auch Schuko-Steckdosen genannt, ebenfalls als sicher. Weil alle gängigen und genormten Wechselrichter (Norm: VDE AR-N-4104) über einen integrierten Schutz verfügen.  

Bekomme ich für eine PV-Balkonanlage eine Einspeisevergütung?

Betreiber:innen einer PV-Balkonanlage haben Anspruch auf eine Einspeisevergütung – das regelt das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Das ist in den meisten Fällen jedoch nicht rentabel. Bei PV-Balkonanlagen ist die ins Netz eingespeiste Strommenge so niedrig, dass die Vergütung nur wenige Euro im Jahr ausmachen würde. Dem gegenüber würde eine jährliche Gebühr für die Messung und Abrechnung stehen. Wer auf die Einspeisevergütung verzichten will, gibt das bei der Anmeldung beim Netzbetreiber an.

Wer sich für ein Balkonkraftwerk interessiert, findet weitere Informationen bei der Verbraucherzentrale.

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