Weiterlesen …
©Maren Wahrenberg
Energie sparenPhotovoltaikStromkosten

Balkonkraftwerk: ein kleiner Beitrag zur Energiewende.

Zurück zur Beitragsübersicht

Sie liegen voll im Trend, erzeugen unkompliziert Ökostrom für den eigenen Haushalt und sind sofort einsatzbereit: Die Rede ist von Balkonkraftwerken. Auch in Ingelheim sind die Mini-Solaranlagen immer öfter zu sehen – zum Beispiel am Balkon von Maren Wahrenberg, Abteilungsleiterin Netzabrechnung bei der Rheinhessischen. Lohnt sich das überhaupt?

Wolkenfreier Himmel und Sonne satt: Optimale Voraussetzungen für die heimische Energiewende. Denn schönes Wetter kurbelt die Erzeugung von erneuerbaren Energien an – insbesondere Solarstrom. Im Jahr 2023 speisten allein Photovoltaikanlagen rund 55 Terawattstunden (TWh) Sonnenstrom ins Netz ein –  das sind 55 Milliarden Kilowattstunden (kWh). Auch immer mehr Privathaushalte tragen mit eigenen PV-Anlagen zur Energiewende bei – und dafür braucht es nicht mal mehr zwingend ein eigenes Haus. Bewohner:innen von Miet- und Eigentumswohnungen können mit sogenannten Balkonkraftwerken ebenfalls die Kraft der Sonne nutzen. So wie bei Maren Wahrenberg, Abteilungsleiterin Netzabrechnung bei der Rheinhessischen, und ihrem Mann. Das Ehepaar schaffte sich Ende August vergangenen Jahres eine Mini-PV-Anlage für den Balkon ihrer Eigentumswohnung an. „Es ist ein schönes Gefühl, mit dem selbst erzeugten Ökostrom Haushaltsgeräte laufen zu lassen“, begründet Maren Wahrenberg die Entscheidung, und ergänzt, „auf diesem Weg leisten wir einen kleinen Beitrag zur Energiewende.“

Mini-Kraftwerk am Balkon.

Solche PV-Anlagen im Kleinformat – auch Mini-PV-Anlage, PV-Balkonanlage oder Mini-Solaranlage genannt – produzieren also auf dem Balkon grünen Strom für den eigenen Haushalt. Das ist seit einigen Jahren in Deutschland nach Anmeldung im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur erlaubt. Und Mini-PV-Anlagen erfreuen sich wachsender Beliebtheit: Inzwischen sind mehr als 400.000 der sogenannten steckerfertigen Solaranlagen in Betrieb. Auch bei Wahrenbergs stand schon länger fest, dass sie mit einem Balkonkraftwerk zumindest einen kleinen Beitrag zur Energiewende leisten möchten. Nach einer kurzen Recherche und regem Austausch mit Bekannten und Kolleg:innen konnten sie sich schnell auf ein für sie passendes Modell einigen. Seit August vergangenen Jahres produzieren zwei Solarmodule mit einer Leistung von jeweils 300 Wattpeak an ihrem Balkon nun Ökostrom – bis Mitte März kamen bereits knapp 170 Kilowattstunden zusammen. Ein schöner Nebeneffekt: Bei den momentan hohen Stromkosten entlasten sie auch noch ihren Geldbeutel.  

©Maren Wahrenberg

So funktionieren Mini-Solaranlagen.

Ob Solaranlage auf dem Hausdach oder Mini-Solaranlage auf dem Balkon: Das Grundprinzip bleibt das gleiche. Solarsysteme erzeugen Strom, wenn die Sonne scheint. Der Unterschied: Mini-Solaranlagen bestehen nur aus ein bis zwei Solarmodulen, während ihre größere Version eine ganze Reihe von Modulen nutzt. Und wie erzeugen sie Ökostrom für den eigenen Haushalt? Ganz einfach: Treffen Sonnenstrahlen auf die Solarzelle, produzieren sie zuerst Gleichstrom. Der Wechselrichter wandelt diesen dann in Wechselstrom um. Über den Anschlussstecker fließt der Strom in die Steckdose im Haushalt – und wird im Idealfall direkt für den Betrieb von Elektrogeräten genutzt. Denn dann läuft der Stromzähler langsamer und es wird weniger Strom aus dem öffentlichen Netz bezogen. „Wir freuen uns tatsächlich, wenn die Sonne scheint und währenddessen die Waschmaschine oder der Trockner läuft. Das geht dank unseres Ökostroms“, erklärt Maren Wahrenberg. So geht Energiewende im Kleinen.

„Es ist ein schönes Gefühl, mit dem selbst erzeugten Ökostrom Haushaltsgeräte laufen zu lassen.“

Maren Wahrenberg, Abteilungsleiterin Netzabrechnung bei der Rheinhessischen

Das gilt es vor der Installation von Balkonkraftwerken zu beachten.

Zunächst geht es um die Frage, welcher Platz sich optimal für die Mini-PV-Anlage eignet. „Für uns stand schnell fest, dass wir die Module am Balkon montieren“, erzählt Maren Wahrenberg. Doch auch an der Fassade, im Garten oder auf dem Carport finden solche Mini-Solaranlagen häufig Platz. Wichtig ist, auf eine senkrechte und südwestliche oder südöstliche Ausrichtung zu achten, um eine möglichst hohe Stromausbeute zu erreichen. „Und natürlich sollten die Module nicht im Schatten liegen“, verrät Maren Wahrenberg noch allen Interessierten. Bevor es an die Montage der Solarpanele ging, musste bei den Wahrenbergs noch der alte Ferrarris-Stromzähler einer neuen Version mit Rücklaufsperre weichen. Denn erzeugt ein Balkonkraftwerk mehr Strom, als der Betreiber verbraucht, laufen manche Zähler rückwärts. Und das verfälscht die Menge des bezogenen Stroms des Energieversorgers. Maren Wahrenberg ergänzt: „Wir verfügen über eine tadellose Hauselektrik, aber generell ist es sicher ratsam, Fachleute einen Blick auf die Hausinstallation werfen zu lassen.“

Die eigentliche Installation des Balkonkraftwerks geht dann fix – nach knapp einem Tag konnten sich Maren Wahrenberg und ihr Mann über ihren ersten selbst erzeugten Strom freuen. Sie zählt die wenigen Arbeitsschritte auf: „Die optimale Ausrichtung finden, die Halterung an der Balkonbrüstung montieren und die Solarmodule daran befestigen, Wechselrichter anbringen und mit dem Anschlusskabel verbinden, in die Steckdose einstöpseln, fertig.“

Und für wen eignen sich Balkonkraftwerke nun? Die Wahrenbergs haben dazu eine ganz klare Meinung: „Alle, die in ihrem zu Hause einen kleinen Beitrag zur Energiewende leisten und nebenbei auch ein wenig Stromkosten sparen möchten.“

Für Mieter:innen gilt zusätzlich: Benötigen sie eine neue Steckdose oder Stromzähler oder wollen die Solarpanele an der Hausfassade oder Balkonbrüstung montieren, brauchen sie die Zustimmung ihrer Vermieter:innen.

 

Strom vom Balkon: Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Aus welchen Komponenten bestehen Balkonkraftwerke?

Die meisten Hersteller bieten Balkonkraftwerke als steckerfertiges Set an, bestehend aus einem Wechselrichter, dem passenden Anschlussstecker und ein bis zwei Solarmodulen mit einem Format von je rund 1 x 1,70 Meter. Der Wechselrichter wandelt den erzeugten Solarstrom von Gleich- in Wechselstrom für elektrische Geräte um – über den Anschlussstecker mit 230 Volt fließt der Strom ins Hausnetz.

Wichtig: Interessierte sollten darauf achten, dass die Solarmodule nicht über zwei Quadratmeter groß sind, da sonst eine andere Bauverordnung gilt und die Installation komplizierter wird.

Wie viel Leistung sollten Mini-PV-Anlagen haben?

Die Solarmodule gibt es mit unterschiedlichen Leistungen. Expert:innen empfehlen eine Leistung zwischen 200 und 400 Wattpeak, um eine ausreichend große Menge Ökostrom vor Ort zu erzeugen und möglichst wenig davon ins Netz einzuspeisen. Seit Mai 2024 dürfen Balkonkraftwerke eine maximale Leistung von 800 Wattpeak haben. Solarmodule für Mini-PV-Anlagen können zwar prinzipiell eine höhere Leistung aufweisen. Die größeren und teureren Module lohnen aber nicht, da die Wechselrichter die Aufnahme des Stroms auf 800 Wattpeak begrenzen.

Was kostet eine PV-Balkonanlage?

Zwei Solarzellen mit insgesamt 600 Wattpeak Leistung kosten etwa 1000 Euro, für eine einzelne Solarzelle mit 300 Wattpeak Leistung beläuft sich der Preis auf 350 bis 600 Euro. Die Stromerzeugungskosten liegen bei rund 10 Cent pro Kilowattstunde – der Preis für Haushaltsstrom ist im Vergleich aktuell zwei- bis dreimal so hoch. Somit hat ein Betreiber einer PV-Balkonanlage die Ausgaben in vier bis sieben Jahren wieder reingeholt.

Wie lange kann ich eine Balkon-Solaranlage betreiben?

Mindestens 15 Jahre lassen sich die Balkon-Solaranlagen problemlos betreiben, danach fällt eventuell der Austausch des Wechselrichters an. Die Solarmodule selbst halten meist sogar 30 Jahre.

Welche Einspeiseleistung ist bei Mini-Solaranlagen erlaubt?

Bislang durfte die Leistung des Wechselrichters die 600-Watt-Grenze nicht überschreiten. Seit Mai 2024 sind nun 800 Watt erlaubt. Der Wechselrichter wandelt den Gleichstrom der Solarmodule in Wechselstrom um. Die Module dürfen sogar eine Maximalleistung von bis zu 2.000 Watt erreichen, bislang waren 1.200 Watt zulässig.

Sind Mini-PV-Anlagen sicher?

Die Technik ist inzwischen ausgereift und somit sicher. Betreiber:innen sollten allerdings darauf achten, nur normgemäß hergestellte und geprüfte Bauteile zu verwenden und den Steckdosen-Anschluss im Blick haben. Es sollte immer nur eine Mini-PV-Anlage mit dem Hausanschluss verbunden sein – mehrere Geräte koppeln über eine Mehrfachsteckdose koppeln, kann gefährlich werden.

Wie installiere ich ein Balkonkraftwerk?

Es braucht keine Vorkenntnisse, um ein Balkonkraftwerk aufzubauen und zu betreiben. Einfach die Halterung für die Solarzelle am gewünschten Ort montieren und die Solarzelle daran befestigen. Anschließend den Wechselrichter anbringen und mit dem Anschlusskabel verbinden, das die Betreiber:innen in eine Steckdose einstöpseln. Sobald auf die Solarzelle Licht trifft, erzeugt sie Strom, der ins Hausnetz fließt und die Geräte versorgt, die gerade Bedarf haben.

Wichtig: Die Konstruktion sollte Wind, Sturm und Niederschlag Stand halten.

Wo kann ich eine Mini-PV-Anlage befestigen?

Ob auf dem Balkon oder der Terrasse platziert, im Garten oder dem Carport aufgestellt, der Balkonbrüstung oder an der Fassade montiert – Mini-PV-Anlagen lassen sich fast überall nutzen. Einzige Voraussetzung: Sie müssen mit dem Netzanschluss verbunden sein.

Im Idealfall sollte die Mini-PV-Anlage senkrecht nach Südwesten bis Südosten angebracht sein, um sowohl im Winter als auch im Sommer eine möglichst hohe und ausgewogene Stromausbeute zu haben. Ungünstig ist es, wenn die Mini-PV-Anlage teilweise oder dauerhaft im Schatten liegt – zum Beispiel hinter der Balkonbrüstung, einer Balkonnische oder von einem Baum verdeckt.

Wie hoch die Kostenersparnis abhängig vom Aufstellort ist, zeigt der Ertragsrechner der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin.

Muss ich ein Balkonkraftwerk anmelden?

Balkonkraftwerke bis 600 Wattpeak brauchen zwar keine Genehmigung, Betreiber:innen müssen sie aber online im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur registrieren. Die jährliche Mitteilungspflicht wie bei klassischen Dachanlagen entfällt jedoch. Mit Inkrafttreten der Neuerungen aus dem Solarpaket 1 ist eine Anmeldung beim Netzbetreiber nicht länger nötig.

Brauche ich für eine Balkon-Solaranlage eine Genehmigung?

Nein. Betreiber:innen einer Balkon-Solaranlage müssen jedoch beachten, dass ihre Vermieter:innen beziehungsweise die Miteigentümer des Hauses der Balkon-Solaranlage zustimmen, wenn sie die Solarmodule an der Balkonbrüstung oder der Fassade befestigen möchten. Mieter:innen benötigen ebenfalls die Zustimmung ihrer Vermieter:innen, wenn sie eine neue Steckdose setzen oder ihren Stromzähler tauschen müssen.

Muss ich für eine Mini-PV-Anlage den Stromzähler tauschen lassen?

Das Solarpaket 1 bringt auch in Sachen Stromzähler Erleichterungen für Betreiber:innen. Denn sollte bei der Installation noch kein Stromzähler mit sogenannter Rücklaufsperre vorhanden sein, muss nicht sofort ein Zweirichtungszähler eingebaut werden. Solch ein Zähler erfasst sowohl die Strommenge, die die Anlage ins öffentliche Netz einspeist, als auch den Strom, der vom Energieversorger bezogen wird. Stattdessen sollen übergangsweise bis zur Installation eines geeichten Zweirichtungszählers auch rückwärtsdrehende Zähler geduldet werden. Dabei handelt es sich um Geräte ohne Rücklaufsperre. Das bedeutet, sie laufen rückwärts, sobald mehr Energie in das öffentliche Stromnetz eingespeist als verbraucht wird. Langfristig sind Betreiber:innen aber verpflichtet einen entsprechenden Zähler mit Rücklaufsperre vom Netzbetreiber installieren zu lassen.

Ich möchte eine Mini-Solaranlage betreiben: Welche Steckdose benötige ich?

Bislang mussten Balkonkraftwerke mit sogenannten Wieland-Steckern betrieben werden. Diese wurden bisher für sicherer erachtet als Schutzkontaktsteckdosen, auch Schuko-Steckdosen genannt, da sie über einen Berührungsschutz verfügen. Allerdings haben alle gängigen und genormten Wechselrichter (Norm: VDE AR-N-4104) einen Schutz integriert. Schuko-Steckdosen gelten somit inzwischen als sicher. Ihr Einbau muss jedoch von einer Elektrofachkraft vorgenommen werden.

Bekomme ich für eine PV-Balkonanlage eine Einspeisevergütung?

Betreiber:innen einer PV-Balkonanlage haben Anspruch auf eine Einspeisevergütung – das regelt das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Das ist in den meisten Fällen jedoch nicht rentabel. Bei PV-Balkonanlagen ist die ins Netz eingespeiste Strommenge so niedrig, dass die Vergütung nur wenige Euro im Jahr ausmachen würde. Dem gegenüber würde eine jährliche Gebühr für die Messung und Abrechnung stehen. Wer auf die Einspeisevergütung verzichten will, gibt das bei der Anmeldung beim Netzbetreiber an.

Wer sich für ein Balkonkraftwerk interessiert, findet weitere Informationen bei der Verbraucherzentrale.

Zurück zur Übersicht