Lange Zeit gingen die Fachleute davon aus, dass Trinkwasser in Deutschland praktisch unerschöpflich und reichlich verfügbar ist. Doch inzwischen steht fest: Auch in unseren gemäßigten Breiten könnte hochwertiges Trinkwasser in einigen Regionen knapp werden. Ingelheim gehört noch nicht dazu. Und die Rheinhessische unternimmt alles, damit das so bleibt. Doch weil der Bedarf ständig steigt, gilt es auch hier, sorgsam mit der kostbaren Ressource umzugehen. Schließlich ist Trinkwasser das Lebensmittel Nummer eins.
Woher kommt das Trinkwasser für Ingelheim?
Ingelheimer Trinkwasser stammt aus unterschiedlichen Bezugsquellen. 70 Prozent fördert die Rheinhessische selbst, 30 Prozent kommen von einem benachbarten Unternehmen. Den Löwenanteil der Eigenförderung liefert der Rhein – in Form von Uferfiltrat. Heißt: Rheinwasser versickert und sammelt sich in etwa zwölf Meter Tiefe in einem Grundwasserleiter. Eben den zapft die Rheinhessische mit sechs Brunnen an. Insgesamt sieben Quellen, die sich in verschiedenen Stadtteilen befinden, steuern die restlichen rund 30 Prozent bei.
Die Bezeichnung Filtrat lässt bereits erahnen, dass auf dem Weg nach unten etwas mit dem Flusswasser passiert. „Im Grunde haben wir bereits im Brunnen Trinkwasserqualität. Das Wasser enthält lediglich zu viel Eisen und Mangan“, verrät Alexander Reitz, als Geschäftsbereichsleiter Technischer Service bei der Rheinhessischen für den Betrieb des Trinkwassernetzes zuständig. Das klingt für Laien zunächst überraschend, lässt sich aber leicht erklären: Tatsächlich filtern vor allem Sand und Kies in den verschiedenen Bodenschichten Schwebstoffe mechanisch aus. Einige Schadstoffe lagern sich an Bodenpartikeln ab. Andere – allen voran organische Verbindungen – bauen nützliche Mikroorganismen ab. All dies geschieht in rund 60 Tagen. So lange dauert es, bis das Rheinwasser durchgesickert und mit der Kraft der Natur gereinigt ist. Dieser scheinbar einfache Vorgang erweist sich als sehr effektiv. Im Filtrat lassen sich weder Pestizide noch Arzneimittelrückstände nachweisen.

Unterschiedlich viel.
Es leuchtet ein, dass bei dieser Art der Trinkwassergewinnung der Rheinpegel eine entscheidende Rolle spielt. Dabei gilt die einfache Regel: Je mehr Wasser der Strom führt, desto mehr Trinkwasser entsteht. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass in langen Trockenperioden mit niedrigen Flusspegeln das Trinkwasserdargebot spürbar zurückgeht. Die Krux an diesem direkten Zusammenhang: Oft ist in genau den Zeiten, in denen vergleichsweise wenig Wasser in die Brunnen am Rheinufer nachläuft, der Bedarf besonders hoch. Und das liegt nicht nur an der Bewässerung von Gärten in den heißen Sommerwochen. Auch die inzwischen in Mode gekommenen auf- und abbaubaren Pools aus dem Discounter oder dem Baumarkt machen sich deutlich im Verbrauch bemerkbar. Ein rundes Exemplar mit 4,5 Meter Durchmesser fasst schnell 15 Kubikmeter bestes Trinkwasser.
„Wir können am Wasserstand des Rheins erkennen, wie viel Wasser in unsere Brunnen fließt.“
Alexander Reitz
Aus Rohwasser wird Trinkwasser.
Bevor sie es an ihre Kund:innen liefert, behandelt die Rheinhessische das Rohwasser aus den Brunnen im Wasserwerk im Blumengarten. Hier entfernen die Expert:innen im ersten Schritt das Eisen und das Mangan. Dazu führen sie dem Wasser Ozon zu, das für die Oxidation der beiden Metalle sorgt. Die so entstehenden Verbindungen bleiben im Sand-Kies-Filter hängen, durch den das Wasser anschließend läuft. Zudem erfüllt die Ozon-Behandlung noch einen weiteren Zweck: die Desinfektion durch das Abtöten eventueller Keime.
Nach der Ozonierungs-Anlage und dem Sand-Kies-Filter passiert das Wasser einen Aktivkohle-Filter. Eigentlich wäre er nicht nötig. Aber falls doch einmal organische Verunreinigungen – etwa Pestizide oder Arzneimittelrückstände –, den natürlichen Filter am Rheinufer überwinden sollten, blieben sie an der Aktivkohle haften. Gleiches gilt für per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen – kurz PFAS. Diese oft als Ewigkeitschemikalien bezeichneten Verbindungen sind extrem langlebig und können der Umwelt und der Gesundheit schaden. „So gesehen handelt es sich bei unserem Aktivkohle-Filter um eine zusätzliche Absicherung“, bringt es Alexander Reitz auf den Punkt. Auch für einen anderen denkbaren Notfall hält die Rheinhessische zwei weitere Systeme vor. Sollten – wie auch immer – Bakterien ins Trinkwasser gelangen, können die Wasserexpert:innen auf eine Chlordioxid- und eine UV-Anlage zurückgreifen und für die nötige Desinfektion sorgen.
Auf dem neuesten Stand.
Im Wasserwerk kommt modernste Technik zum Einsatz. Tatsächlich ist die gesamte Anlage weitgehend automatisiert. Rund 1.000 Sensoren messen jede Menge Werte und melden kleinste Abweichungen vom Soll. Selbstverständlich haben die Verantwortlichen auch den Energieverbrauch im Blick. Bei der Modernisierung des Wasserwerks vor sieben Jahren ließen sie alle alten Pumpen gegen Hocheffizienzpumpen austauschen. Ergebnis: rund 35 Prozent geringerer Stromverbrauch bei gleicher Förderleistung. Stichwort Förderleistung: Stand heute liefert die Rheinhessische jährlich rund 2,4 Millionen Kubikmeter bestes Trinkwasser an ihre Kund:innen.
Strenge Kontrollen sichern einwandfreie Qualität.
Trinkwasser ist das am schärfsten kontrollierte Lebensmittel hierzulande. Die Trinkwasserverordnung regelt, wie oft die Qualität im Labor zu überprüfen ist. Dabei hängt die Frequenz der Checks von der Größe des Versorgers und der gelieferten Wassermenge ab. Diese vorgeschriebenen Kontrollen genügen den Verantwortlichen der Rheinhessischen aber nicht. Sie entnehmen mindestens einmal monatlich eine Probe aus dem Wasserwerk und mindestens einmal pro Woche Proben aus dem Netz und lassen sie von einem unabhängigen Labor in Neuwied analysieren. Darüber hinaus werden der pH-Wert, die Trübung und der Sauerstoffgehalt automatisch gemessen.
Spannendes Detail: Trinkwasser von der Rheinhessischen erfüllt nicht nur spielend alle Anforderungen der deutschen Trinkwasserverordnung, sondern darüber hinaus die noch strengeren Kriterien der amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) für die Herstellung von Medikamenten.
Gut vorbereitet in die Zukunft.
Wie schon erwähnt, ist die Trinkwasserversorgung in Ingelheim sicher. Damit das so bleibt, optimiert die Rheinhessische ihr Netz und die darin befindlichen Anlagen. Aktuelles Projekt ist ein neuer Hochbehälter in Wackernheim. Hier nutzt die Rheinhessische schon seit jeher die örtlichen Quellen. Deren Wasser ist von hoher Qualität, liegt allerdings leicht über den Grenzwerten, die für Nitrat gelten. Deshalb mischt die Rheinhessische das Wackernheimer Wasser mit Trinkwasser, das von einem benachbarten Lieferanten stammt. „So erreichen wir Nitratwerte, die deutlich unter den Grenzwerten liegen“, erklärt Alexander Reitz.
Und genau an dieser Stelle kommt der neue Behälter ins Spiel. „Mit seiner Hilfe können wir das in Wackernheim gewonnene Wasser besser nutzen“, verrät Nico Gehindy, Netzmanager bei der Rheinhessischen und mit der Planung des Hochbehälters betraut. Denn die Mischung passiert nicht in einem großen Becken, sondern im Rohr. Heißt: Wenn Wasser gebraucht wird, läuft es aus zwei Leitungen in einem festgelegten Verhältnis in einer zusammen. Das Problem daran: In Zeiten großer Nachfrage liefern die Wackernheimer Quellen nicht schnell genug ausreichende Mengen. Was bedeutet, dass dann mehr zugekauftes Wasser ins Netz gelangt.
Ebendies ändert der Hochbehälter. Er dient als Puffer, nimmt ständig Quellwasser auf und gibt es je nach Bedarf wieder ab. Der Behälter verbessert demnach nicht nur die Wirtschaftlichkeit, sondern auch die Versorgungssicherheit von Wackernheim. Und obendrein steht dank ihm künftig auch der Feuerwehr deutlich mehr Löschwasser zur Verfügung.
Für Jahrzehnte ausgelegt.
Die für eine sichere Trinkwasserversorgung nötigen Netze und Anlagen sind für Jahrzehnte ausgelegt. Diese nachhaltige Herangehensweise lässt sich mit einem außergewöhnlichen Beispiel in Ingelheim belegen. Noch heute ist der Hesselweg-Brunnen in Ober-Ingelheim in Betrieb. Das imposante rund 15 Meter lange, horizontal im Untergrund angelegte Bauwerk entstand vor 125 Jahren und war damals State of the Art.
Immerhin halb so lang veranschlagen die Experten der Rheinhessischen die Lebensdauer des neuen Hochbehälters in Wackernheim. Der sogenannte Wickelrohrbehälter bietet konstruktionsbedingt eine Reihe echter Vorteile. Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich um zwei etwa 40 Meter lange Rohre mit einem Durchmesser von drei Metern, gefertigt aus dem hochfestem Kunststoff Polyethylen, kurz PE. Zwei zentrale Argumente sprechen für diese noch relativ junge Form von Trinkwasserspeichern. Die ganze Anlage samt Leitungen, Anschlüssen und Armaturen wird im Werk gefertigt. Für den eigentlichen Aufbau vor Ort braucht es nur einen starken Kran, vergleichsweise wenig Manpower und lediglich rund 14 Tage statt Monaten für die herkömmliche Betonbauweise. Darüber hinaus besticht der Werkstoff PE durch seine glatte Oberfläche. Wasserkammern herkömmlicher, in Beton ausgeführter Behälter haben üblicherweise eine mineralische Beschichtung. Die gilt es, regelmäßig zu inspizieren und gegebenenfalls zu erneuern. „Wir gehen von deutlich geringerem Aufwand für den Unterhalt aus“, benennt Nico Gehindy einen wichtigen Pluspunkt.
Die Planungen für den neuen Wickelrohrbehälter in Wackernheim möchte Nico Gehindy noch Ende dieses Jahres abschließen. Mit der Genehmigung für den Bau rechnet er im zweiten Quartal 2026. Läuft alles nach Plan, geht die Anlage Anfang 2027 in Betrieb.
Wassersparen bleibt wichtig.
Die aktuell noch entspannte Situation und die Aktivitäten der Rheinhessischen sind aber kein Grund, sorglos mit Trinkwasser umzugehen. Deshalb hat die Rheinhessische ein paar praxistaugliche Wasserspartipps zusammengetragen.
Wasserspartipps für den Haushalt.
Duschen statt Baden: Duschen verbraucht deutlich weniger Wasser als ein Vollbad. Weil Duschen vor allem den Warmwasserverbrauch reduziert, spart das auch noch Energie. Noch mehr sparen Sie, wenn Sie die Duschzeit verkürzen und einen Sparduschkopf verwenden. Moderne Duschköpfe mit Durchflussbegrenzer reduzieren den Wasserverbrauch um bis zu 50 Prozent – und das ohne jeden Komfortverlust.
Lassen Sie den Wasserhahn nicht unnötig laufen. Deshalb: Wasser beim Zähneputzen oder Einseifen der Hände abstellen.
Wenn möglich die Spartaste für die Toilettenspülung nutzen. Sie reduziert den Wasserverbrauch pro Spülgang erheblich. Prüfen Sie regelmäßig, ob der Spülkasten dicht ist.
Wasch- und Spülmaschine immer voll beladen: Starten Sie die Geräte nur, wenn sie ausgelastet sind, und wählen Sie wassersparende Programme. Verzichten Sie bei Geschirr so weit wie möglich auf das Vorspülen per Hand.
Wassersparende Haushaltsgeräte anschaffen: Moderne Waschmaschinen und Geschirrspüler kommen mit deutlich weniger Wasser aus. Was sich üblicherweise auch positiv auf den Energieverbrauch auswirkt.
Tropfende Wasserhähne und undichte Leitungen sofort reparieren: Durch einen einzigen tropfenden Hahn können hunderte Liter Wasser im Jahr verloren gehen.
Mischdüsen an Wasserhähnen anbringen: Sie reduzieren den Durchfluss und sparen so Wasser, ohne dass der Komfort leidet.
Gemüse und Obst in einer Schüssel waschen und das Wasser zum Blumengießen weiterverwenden.
Regenwasser nutzen: Wer baut oder umfangreich saniert, sollte über die Nutzung von Regenwasser nachdenken und eine entsprechende Sammelanlage einplanen. Regenwasser lässt sich für die Toilettenspülung oder – mit etwas mehr Aufwand – auch für die Waschmaschine verwenden.
Wasserspartipps für den Garten.
Regenwasser sammeln: Nutzen Sie Regentonnen, Wassertanks oder Zisternen zur Gartenbewässerung statt Trinkwasser.
Gießzeiten optimieren: Gießen Sie früh morgens oder abends, wenn weniger Wasser verdunstet.
Seltener Rasen mähen: Häufiges Mähen erhöht den Wasserbedarf des Rasens.
Nur bei Bedarf gießen: Prüfen Sie, ob der Boden wirklich trocken ist, bevor Sie gießen. Ein Bodenfeuchtemesser hilft bei der Einschätzung.
Gezielt gießen: Verwenden Sie eine Gießkanne oder einen Schlauch mit Düse, um Wasser direkt zu den Pflanzen zu bringen, statt großflächig zu sprengen.
Standortgerechte, heimische Pflanzen wählen: Sie benötigen weniger Wasser und sind an das lokale Klima angepasst.
Tropfbewässerungssysteme einsetzen: Sie bringen das Wasser direkt zu den Pflanzen und reduzieren Verdunstung.
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